Telekom, Siemens und die Sparkassen haben die größten IT-Töchter

01.06.2007
Der Markt für IT-Services wird immer unübersichtlicher. Lünendonk wagte eine Unterteilung in IT-Service-Unternehmen, Business-Innovation- und -Transformation-Partner (BITP) sowie Management-Beratungen.

T-System war 2006 mit Abstand der umsatz- und mitarbeiterstärkste IT-Dienstleister, der seinen Hauptsitz in Deutschland hat. Mit einem Umsatz von mehr als 12,6 Milliarden Euro (davon etwa 10,5 Milliarden in Deutschland) sowie rund 43.000 Mitarbeitern verwies die Telekom-Tochter andere IT-Service-Anbieter wie Siemens IT Solutions and Services (rund fünf Milliarden Euro Gesamtumsatz und 12.000 Mitarbeiter), Sparkassen Informatik (946 Millionen Euro, knapp 3.900 Mitarbeiter) und Bayer Business Services (848 Millionen Euro, mehr als 4.300 Mitarbeiter) auf die Plätze.

Zu diesem Ergebnis kam die Lünendonk GmbH, Bad Wörishofen in ihrer diesjährigen Bestandsaufnahme des deutschen Software- und Servicemarkts. Neben den Standardsoftwareanbietern und Systemintegratoren nahmen die Marktbeobachter auch den breit gefächerten Service- und Beratungsmarkt unter die Lupe. Die Unterteilung in reine IT-Serviceanbieter, Business-Innovation- und -Transformation-Partner (BITP) sowie Management-Beratungen erschließt sich erst auf den zweiten Blick, ist aber in sich schlüssig.

Markttreiber Inhouse-Outsourcing

Zu den IT-Services im engeren Sinn rechnet Lünendonk Outsourcing, Applikations-Management, Facilities-Management, Equipment-Services, Maintenance und IT-Training. Vor allem der Trend zum Inhouse-Outsourcing habe den Markt beflügelt, so die Marktforscher. Deshalb tummeln sich dort extrem viele IT-Ausgründungen von Anwenderunternehmen.

Jenseits der IT-Töchter erzielten IBM Global Services, Hewlett-Packard (HP) und Computacenter in Deutschland ebenfalls nennenswerten Umsatz: Die IBM-Division rangierte mit reinen Serviceleistungen im Wert von mehr als 2,6 Milliarden Euro ganz weit vorn; auch HP und Computacenter würden es mit rund 1,4 beziehungsweise 1,1 Milliarden Euro in die Top-Five schaffen – wenn Lünendonk ein Ranking vorgenommen hätte.

Doch die "Lünendonk-Liste" in diesem Marktsegment ist weder nach Einnahmen noch nach Belegschaftsgröße, sondern alphabetisch geordnet. Als Grund dafür nennen die Marktbeobachter die Tatsache, dass die internationalen Unternehmen zum Teil die Angaben zu den deutschen Umsatz- und Mitarbeiterzahlen verweigern.

Die Vergleichbarkeit leidet aber auch unter der Zersplitterung des Markts. Neben den großen Hardwareanbietern, die einen relativ geringen Teil ihrer Gesamteinnahmen aus Services ziehen, stehen Spezialanbieter wie EDS, Info AG oder ADP Services sowie die ausgegliederten IT-Abteilungen von Fertigungsunternehmen und Finanzdienstleistern, die kaum am Drittmarkt tätig sind.

Unternehmerische Mitverantwortung

In etwa dieselben Player, die den IT-Servicemarkt beherrschen, rangieren auch im Segment Business-Innovation und -Transformation Partner (BITP) ganz vorn. BITP sind nach der Lünendonk-Definition solche IT-Anbieter, die einen kunden- und projektspezifischen Mix aus Management- und IT-Beratung, technischer Umsetzung, Outsourcing-Dienstleistungen und Business Prozess-Management offerieren. Sie bemühen sich um langfristige Partnerschaften mit den Kunden und teilen mit dem Kunden die unternehmerische Verantwortung (siehe auch den Artikel von Thomas Lünendonk zu BITP als Zukunft des BPO).

Naturgemäß stark sind hier die großen IT-Ausgründungen T-Systems sowie Siemens IT Solutions and Services. Auch IBM und HP tun sich mit solchen Änderungs- und Umwandlungsleistungen hervor. Hinzu kommen Systemintegratoren wie Accenture, Capgemini, Atos und CSC. Die BITP-Liste verzeichnet also durchweg Unternehmen, die auch in den anderen Lünendonk-Lisen auftauchen.

Insgesamt sind in diesem anspruchsvollen Markt nur ein Dutzend Anbieter wirklich konkurrenzfähig, so Lünendonk. Denn um die hier geforderten Leistungen tatsächlich erfüllen zu können, tue eine gewisse Größe not.

Ausländische Consulting-Dominanz

Last, but not least widmete Lünendonk eine seiner Listen auch den Management-Beratungen, die nur Consulting, aber keine Realisierung anbieten. Hier belegt Roland Berger Strategy Consultants mit einem Inlandsumsatz von 330 Millionen Euro den zweiten Platz nach dem unangefochtenen Spitzenreiter McKinsey (600 Millionen Euro). Die nachfolgenden Ränge bis einschließlich Platz 9 werden von ausländischen Unternehmen belegt. Droege & Company muss mit Einnahmen von knapp 85 Millionen Euro schon als abgeschlagen bezeichnet werden.

Die Dominanz ausländischer Gesellschaften ist insofern bedauerlich, als es sich hier offenbar um einen Wachstumsmarkt handelt. Die überwiegende Zahl der als "Top 25" aufgeführten Anbieter konnte im vergangenen Jahr den Umsatz steigern. Lünendonk beziffert das Gesamtvolumen des Markts auf elf Millionen Euro und die Wachstumsrate auf elf Prozent. Auch die Aussichten für das laufende Jahr scheinen rosig: Die gelisteten Anbieter rechnen im Durchschnitt mit einer Umsatzsteigerung um zehn Prozent.

Die Zahl der Marktteilnehmer schätzt der BDU (Bundesverband Deutscher Unternehmensberater e.V.) auf 14.000. Allein 32 Prozent des Gesamtumsatzes gehen jedoch auf das Konto der 25 von Lünendonk ermittelten Top-Perfomer. Dabei wurden in die Liste nur solche Unternehmen aufgenommen, die mindestens 60 Prozent ihrer Umsätze mit Beratung erzielen. IBM Global Business Services und Accenture sind also beispielsweise nicht erfasst.

Gegenüber dem Vorjahr habe sich die Hitparade der Consulting-Firmen kaum verändert, erläutert Lünendonk. Neu in der Liste seien allerdings die ehemalige KPMG-Tochter BearingPoint und der auf Bankthemen spezialisierte Anbieter zeb/rolfes.schierenberg.associates, weil er in diesem Jahr zum ersten Mal seine Geschäftszahlen veröffentlicht habe. (qua)