Indische NIIT spricht den Mittelstand an

21.03.2007
Den Angeboten der großen Offshorer begegnet NIIT mit einer Konzentration auf mittelgroße Anwenderprojekte.

Basis der deutschen Aktivitäten des indischen Offshoring-Anbieters NIIT ist die ehemalige AD Solutions AG. Sie wurde im Jahr 2000 als Management Buy Out von ehemaligen IBM-Managern gegründet, um sich auf das Projektgeschäft zu konzentrieren. Im November 2001 übernahm NIIT das Unternehmen, die Umfirmierung folgte vor knapp drei Jahren. Seitdem ruht die NIIT Technologies AG mit Sitz in Monheim und Stuttgart auf folgenden drei Säulen:

  • Projektservices, dazu zählen Softwareentwicklung, -wartung und –Management sowie Migration, Modernisierung und Test von Applikationen.

  • Security-Services umfassen Umsetzung und Einführung von Security-Richtlinien, Sicherheits-Informations-Management, Content-Security, mobile Sicherheit, Schwachstellen- und Konfigurations-Management sowie Enterprise Identity Management.

  • Infrastruktur-Services erstrecken sich auf das Informations- und Konfigurations-Management, Service Level Management und das osting.

Im Projektgeschäft kommen nahezu ausschließlich hiesige Mitarbeiter zum Einsatz. "Wir drängen unsere Kunden nicht, die Anwendungsentwicklung und –wartung in Indien zu betreiben", sagte Pramod Srivastava, Geschäftsführer der deutschen Dependance von NIIT. Im Rahmen des "Dual-Shore"-Modells, das lokale Projektverantwortliche und indische IT-Experten für die Programmierung vorsieht, gibt es die Möglichkeit, die Softwarearbeiten in Indien zu betreiben. Genutzt wird das Angebot bislang selten (siehe auch: "NIIT zeigt Dual-Shoring").

Pramod Srivastava, NIIT-Geschäftsführer: "Wir drängen unsere Kunden nicht, die Anwendungsentwicklung und –wartung in Indien zu betreiben."
Pramod Srivastava, NIIT-Geschäftsführer: "Wir drängen unsere Kunden nicht, die Anwendungsentwicklung und –wartung in Indien zu betreiben."
Foto: Pramod Srivastava

Das liegt auch daran, dass NIIT vor allem mittelständische Kunden anspricht. Dort sind die Vorbehalte besonders groß, indische IT-Experten in die Pflege und Weiterentwicklung der Applikationslandschaft einzubinden. Anhaltender Kostendruck auf die IT, der Anspruch, mit kaum steigenden Budgets immer mehr zu leisten, sowie der sich abzeichnende Fachkräftemangel werden laut Srivastava jedoch zu einem Umdenken führen, weil es den Unternehmen immer schwerer fallen wird, neue Lösungen schnell auf den Markt zu bringen. "Wichtig ist, dass es lokale Verantwortliche, deutschsprachige Ansprechpartner sowie deutsche Projektbeschreibungen und Dokumentationen gibt", betonte Srivastava.

NIIT sieht sich auf Augenhöhe mit den mittelständischen Kunden. In Deutschland, Österreich und der Schweiz beschäftigt das Unternehmen insgesamt 60 Mitarbeiter, lokale Umsatzzahlen veröffentlicht der Anbieter nicht. Weltweit weiß NIIT etwa 4000 IT-Spezialisten ins seinen Reihen, die Einnahmen beliefen sich im Geschäftsjahr 2005/2006 auf 136 Millionen Dollar. Wie die meisten indischen Offshore-Provider wächst auch NIIT sehr schnell: In dem am 31. März 2007 zu Ende gehenden aktuellen Fiskaljahr wird sich der Umsatz auf geschätzte 190 Millionen bis 200 Millionen Dollar verbessern.

Mit der Konzentration auf den Mittelstand grenzt sich NIIT von den führenden Offshorern Wipro, Tata Consultancy Services (TCS) und Infosys ab, die vor allem auf umfangreiche Entwicklungsprojekte mit Großkunden spekulieren. "Große Kunden gehen zu großen Anbietern", bestätigte Srivastava. Die bedeutenden börsennotierten Offshorer haben die Anleger in der Vergangenheit mit Wachstumsraten von bis zu 40 Prozent verwöhnt (siehe auch "Börsen-Crash zieht Offshorer in die Tiefe"). Um die Investoren nicht zu enttäuschen, müssen sie auch weiterhin hohe Zuwachsraten erzielen. "Daher interessieren sich die großen Anbieter nur für Vorhaben mit einem Volumen von 100 Millionen Dollar und mehr", vermutet der NIIT-Manager.

Srivastava erwartet für das deutsche Dual-Shore-Geschäft ebenfalls einen enormen Nachfrageschub. Er rechnet mit einem Plus von bis zu 40 Prozent. Über die bisherigen Einnahmen aus dem Offshoring-Angebot gab er keine Auskunft. Das schnelle Wachstum in Deutschland will NIIT mit der vorhandenen Mannschaft bewältigen, umfangreiche Einstellungen sind nicht geplant. Stattdessen sollen die hiesigen Mitarbeiter zunehmend koordinierende Aufgaben übernehmen und als Projektverantwortliche vor Ort große Mannschaften in Indien steuern. Dagegen sind Akquisitionen hierzulande denkbar. "Übernahmen werden wir nur betreiben, wenn wir uns damit in Nischen verstärken können, indem wir uns beispielsweise Branchen-Know-how aneignen", kündigte Srivastava an. (jha)