T-Systems-Chef Pauly: "Es gibt keine Alternative zum Stellenabbau."

10.10.2006

CW: Machen Sie als Chef des IT-Einkaufs möglicherweise einen von der T-Com an IBM vergebenen CRM-Auftrag wieder rückgängig? Die Verträge sollen noch nicht unterschrieben sein.

Pauly: Nein, warum denn? Das Projekt ist schon im Januar an IBM gegangen. Die IBM braucht allerdings unsere Hilfe, wie sich jetzt zeigt. Es kann also sein, dass T-Systems vielleicht einige Auftragspakete von T-Com bekommt. Das werde ich im Rahmen meiner neuen Verantwortung klären.

CW: Also werden möglicherweise durchaus große Teile des Projekts von IBM nach T Systems verschoben?

Pauly: Es geht hier nicht um das Verschieben von Aufgaben. Wenn IBM Hilfe benötigt, muss man gegebenenfalls darüber nachdenken, einige Aufgaben anders zu verteilen. Schauen wir mal. Noch ist es nicht soweit.

CW: Gerüchten zufolge verkauft EDS seinen Field-Service.

Pauly: Das kann ich mir gut vorstellen. In diesem Segment verdient heute keiner mehr Geld.

CW: Der zweite Teil des Gerüchts besagt, T Systems habe Interesse an einer Übernahme.

Pauly: Nein. Wir haben selbst ein Restrukturierungsprogramm für unseren eigenen Feldservice gestartet. Ziel ist es, nur noch Managed-Desktop-Services über Fernwartungsdienste zu betreiben. Den Service vor Ort möchten wir gerne von Dritten machen lassen.

CW: Wollen Sie auch Ihren Vor-Ort-Service verkaufen?

Pauly: Wir wollen ihn anders strukturieren. Ob das in einen Verkauf mündet, werden wir sehen. Wir verdienen im Field-Service kein Geld. Das kann so nicht bleiben. Das Problem in diesem Segment ist, dass nach Telekom-Tarif gut bezahlte IT-Mitarbeiter ihre Zeit damit verbringen, 40 oder 50 PCs an entfernten Standorten zu betreuen. Diese Flächenversorgung geht heute nicht mehr. Ein Field-Service ergibt nur dort einen Sinn, wo wir viele PC-Arbeitsplätze an einem Standort unter Vertrag haben. Das gilt etwa für Bonn, wo wir neben der Telekom-Zentrale auch die Rechner der Deutsche Post betreuen. Hier rechnet sich ein solcher Service. Insofern müssen wir sehr differenziert an die Neustrukturierung rangehen. Das kann an einzelnen Standorten auch in einen Verkauf münden.

CW: Wie viele Leute wären betroffen?

Pauly: Eine Zahl kann ich Ihnen nicht nennen, weil die Planungen noch nicht abgeschlossen sind. Mitarbeiter an großen Standorten werden vermutlich nicht betroffen sein, an kleinen Standorten sieht das wahrscheinlich anders aus.

CW: T-Systems hat vor einigen Monaten angekündigt, insgesamt 5500 Mitarbeiter zu entlassen. Bleibt es dabei?

Pauly: 5000 Stellen werden wir in der für Konzerne und große öffentliche Institutionen zuständigen Einheit Enterprise Services abbauen, 500 weitere in der Zentrale. Die Pläne haben wir im November vergangenen Jahres veröffentlicht, und dabei bleibt es auch. In der für das Geschäft mit Groß- und Mittelstandkunden zuständigen Einheit Business Services haben wir deshalb nichts angekündigt, weil die rechtliche Verschmelzung der einzelnen Quelleinheiten noch nicht abgeschlossen war. Die kam erst mit der Hauptversammlung der Deutschen Telekom im Mai 2006.

In der Zwischenzeit haben wir uns Business Services genauer angeschaut. Im Laufe des nächsten Jahres fallen dort 1600 Stellen weg. Mit den Betriebsräten und Gewerkschaften haben wir schon gesprochen, aber das ist noch nicht verhandelt.

Innovative Sparideen

Den schrumpfenden Einnahmen von T-Systems begegnet der Konzern mit eisernem Sparregiment. Die Mittelstandsorganisation Business Solution präsentierten ihren Mitarbeitern eine Liste mit 29 Punkten. Darin enthalten sind etwa Vorschläge, die Weihnachtsfeiern und Team-Bildungs-Veranstaltungen zu streichen, Inlandsflüge nur noch der Geschäftsleitung zu gewähren, Handytelefonate zu reduzieren, keine neuen Dienstfahrzeuge anzuschaffen sowie alle Leih- und Zeitarbeitsverträge mit externen Anbietern zu kündigen. "Der eifrigste Sparkommissar der Deutschen Telekom", unkte die "Wirtschaftswoche" über T-Systems-Chef Lothar Pauly, der die Liste aber weder entworfen noch unterstützt hat (siehe auch "Radikales Sparprogramm bei T-Systems").

Der ernste Hintergrund der Geschichte ist der schnelle Umsatzschwund. In nahezu allen Segmenten schrumpfen die Einnahmen von T-Systems, die wenigen wachsenden Bereiche, etwa Systemintegration und IT-Services für den Mittelstand, können den Verfall nicht kompensieren. Insgesamt ging der Umsatz in den ersten sechs Monaten 2006 um 2,7 Prozent auf 6,3 Milliarden Euro zurück. Schwierigkeiten bereitete dem IT-Dienstleister der Verkauf von TK-Services an große, international tätige Kunden sowie das PC-Servicegeschäft. Eine Trendwende ist nicht in Sicht.