Application-Management im Visier

EDS arbeitet am Imagewandel

09.04.2008
Der IT-Dienstleister ist im Infrastrukturbereich gut aufgestellt. Nun strebt er ins Application-Management.

Als Unternehmen mit Wurzeln in Texas könne man auf eine lange Historie in der Öl- und Energiebranche zurückblicken, kommentierte EDS-Vice-President Bill Thomas das jüngste Outsourcing-Abkommen mit Shell lakonisch. Doch ein Konzern wie Shell wird sich bei der Auswahl des künftigen Partners für die weltweite IT-Betreuung von rund 150.000 Nutzen kaum von Tradition beeindrucken lassen haben. Immerhin hat der Mineralölriese einen Auftrag im Wert von rund einer Milliarde Dollar über die nächsten fünf Jahre an den künftigen Partner vergeben. "EDS hat massiv in ein weltweites Liefermodell investiert, um die IT-Services zu standardisieren und auszuweiten", schildert John Madden, Research Director bei Ovum, die Hintergründe. "Der Vertrag räumt EDS die Möglichkeit ein, den Nutzen der Investitionen für weltweit aufgestellte Kunden zu belegen."

Eine wesentliche Komponente in dem weltweit verteilten Liefermodell sind Servicezentralen in Niedriglohnländern. Etwa ein Drittel der 140.000 Mitarbeiter arbeitet bereits in Indien, und der Umbau soll weitergehen. EDS hat bereits angekündigt, das so genannte Besthore-Modell auszubauen und weitere Ressourcen zu verlagern.

Christophe Chalons, Geschäftsführer von PAC: EDS hat die Hausaufgaben konsequent gemacht und die interne Organisation auf Effizienz getrimmt.
Christophe Chalons, Geschäftsführer von PAC: EDS hat die Hausaufgaben konsequent gemacht und die interne Organisation auf Effizienz getrimmt.

Die zweite wichtige Komponente im EDS-Geschäftsmodell ist der enge Kontakt zu Hard- und Softwareherstellern. Seit Jahren pflegt EDS im Rahmen der Agility Alliance Partnerschaften mit Infrastrukturanbietern wie EMC, Cisco, Microsoft und Oracle. Die Kooperationen haben EDS dabei geholfen, die eigenen Lieferstrukturen auf den neuesten technischen Stand zu bringen und Standardservices weltweit und weitgehend automatisch zu betreiben. "EDS hat die Hausaufgaben konsequent gemacht und die interne Organisation auf Effizienz getrimmt", lobt Christophe Chalons, Geschäftsführer des Marktforschungs- und Beratungshauses Pierre Audoin Consultants (PAC), den Serviceanbieter. Den Rechenzentrumsbetrieb von EDS erhebt der PAC-Chef zum Branchen-Benchmark. Auch das Desktop-Management sei sehr standardisiert und leistungsfähig, so Chalons. Die engen Beziehungen zu den Software- und Hardwarelieferanten zahlen sich auch in Outsourcing-Projekten aus. Frühzeitig holt EDS die Partner ins Boot, um Ausschreibungen zu gewinnen. "Das Outsourcing-Abkommen mit Vodafone hat EDS mit der Agility Alliance gewonnen", weiß Chalons. Und auch in der Betriebsphase vertraut der Anbieter auf fremde Hilfe. Um die Verpflichtungen gegenüber Shell einhalten zu können, werde man eng mit den Alliance-Partnern zusammenarbeiten, versprach EDS.

Der Shell-Auftrag ist ohne Zweifel ein wichtiger Erfolg des Unternehmens, doch neue Herausforderungen sucht der IT-Dienstleister im Application-Management, also abseits des einfachen Infrastrukturbetriebs. "Der Schritt zu höherwertigen Services im Applikationsumfeld ist logisch und sinnvoll", bestätigt Matthias Kraus, Research Analyst beim Marktforschungshaus IDC. Dort locken höhere Margen und inhaltliche Aufgaben, die stärker im Kerngeschäft der Anwenderunternehmen verankert werden. Je enger die Arbeiten der IT-Dienstleister mit den Applikationen verzahnt sind, desto weniger gut sind sie austauschbar. Daher strebt EDS Projekte etwa zur Erneuerung von Altapplikationen, im Betrieb, für Management und Pflege von Geschäftsanwendungen sowie im Anwendersupport und zur Einführung und Integration einer SOA an. "In diesem Markt gibt es noch erhebliches Potenzial", kommentiert Chalons.

Doch Anwender betrachten und verpflichten EDS vornehmlich als Infrastrukturanbieter. Wie schwer ein Imagewandel und eine Portfolioerweiterung sein können, musste das Unternehmen in der Vergangenheit bereits zweimal erfahren. Der Ausflug in die Management-Beratung endete 2006 mit dem Verkauf von A.T. Kearney. Die erhofften Synergien hatten sich nie eingestellt, so dass sich EDS aus diesem Segment zurückzog. Und auch der Einstieg in den Markt für Geschäftsprozessdienste brachte bislang keine durchgreifenden Erfolge. "EDS hat es nicht geschafft, große Deals im Rahmen des Joint Venture Excellerate mit dem Personaldienstleister Towers Perrin zu gewinnen", kritisierten etwa die Marktbeobachter von Datamonitor.