Forrester-Studie:

Immer mehr Anwender setzen auf Nearshoring

18.12.2007
Das Offshore-Vorzeigeland Indien verliert bei US-Firmen an Beliebtheit. Viele bevorzugen inzwischen Nearshore-Angebote in Brasilien und Mexiko.

Offshoring bleibt im Trend: In einer Umfrage von Forrester gaben fast 45 Prozent der insgesamt 221 befragten US-Unternehmen an, derzeit mit Offshore-Providern zusammenzuarbeiten oder dies konkret vorzuhaben. Dabei gewinnt die Nearshoring-Variante immer mehr Anhänger. Vor allem Mexiko und Brasilien entwickeln sich zu begehrten Destinationen für die Offshore-Dienstleister – zu Lasten von Indien, so Christine Ferussi Roll, Analystin bei Forrester. "Indien ist sehr preisgünstig, aber es gibt dort immer mehr Risiken." Gemeint sind die steigenden Löhne, die hohe Fluktuation sowie die immer komplexer werdenden Outsourcing-Verträge. Vor allem aber die Suche nach qualifizierten Fachkräften ist ein Aufwand, der für die US-amerikanischen Kunden teuer wird. Und schließlich ist es nicht unwahrscheinlich, dass einige indische Anbieter angesichts des niedrigen Dollarkurses ihre Bezahlung künftig in Rupien verlangen werden.

Vor diesem Hintergrund müssen auch die indischen Anbieter ihre Präsenz im Ausland verstärken. So hat die Nummer drei im indischen IT-Servicemarkt, Wipro, in diesem Jahr in Atlanta ihr erstes US-amerikanisches Enwicklungszentrum sowie ein weiteres im mexikanischen Monterrey eröffnet. "Vor allem wegen der steigenden Lohnkosten in Indien gewinnen Länder wie Brasilien, Mexiko und die Philippinen an Bedeutung", fasst Ross zusammen. Aber auch ländliche Regionen in den USA sind bei US-amerikanischen Anwendern wegen der geografischen und kulturellen Gemeinsamkeiten – ähnlich wie osteuropäische Standorte bei den Europäern - beliebt.

Aus ähnlichen Gründen mausert sich Mexiko zum Nearshore-Land für US-Anwender. Laut Forrester ist das Land um 20 bis 30 Prozent billiger als die USA. Für amerikanische Kunden fallen zudem keine hohen Ausgaben für Reisen und Kommunikation an. (sp)