Kongress der Unternehmensvereinigung CCBenchmarks

Weckruf für Call-Center: Treibt es nicht zu weit!

19.11.2007
Verbraucherschützer warnen die Branche: Sollte sie das Geschäft mit unerlaubter Telefonwerbung nicht in den Griff bekommen, drohen schärfere Gesetze.

Rund eine Million Anfragen gingen im vergangenen Jahr in den Verbraucherzentralen ein. Der Großteil der Beschwerden richtete sich gegen unerlaubte Telefonwerbung. Sollte sich daran nichts ändern, werde der Druck der Bürger auf die Politik zu weiteren gesetzlichen Regelungen führen, prognostizierte Klaus Müller, Vorstand der Verbraucherzentrale in Nordrhein-Westfalen. "Sie müssen für ein Ende der unerlaubten Telefonwerbung sorgen, wenn Sie an den Diskurs, den es momentan in der Politik gibt, wieder anschließen wollen", rief er den Branchenvertretern auf dem Jahreskongress der internationalen Unternehmensvereinigung CCBenchmarks zu.

Die Call-Center-Branche hatte zuvor Versäumnisse eingeräumt, im gleichen Atemzug aber auf neue Qualitätsinitiativen verwiesen. So hatte Simon Juraschek, Vorstand des Deutschen Direktmarketing Verband (DDV), zwar zugegeben, man gehe nicht konsequent gegen "schwarze Schafe" vor. Verbesserungen verspricht er sich indes von einem verbindlichen Verhaltenskatalog für Call-Center sowie der Einrichtung einer Beschwerdestelle. Zusätzlich strebt der DDV laut Juraschek eine Imagekampagne zur Aufklärung der Verbraucher an.

Doch die Maßnahmen gehen Müller offenbar nicht weit genug. Bei gleich bleibenden Problemen erwartet er spätestens in zwei Jahren eine weitere Gesetzesinitiative. Sie würde Vertragsabschlüssen am Telefon einen Riegel vorschieben, die durch unerlaubte Werbeanrufe zustande gekommen sind. "Der Druck in den Wahlkreisen wächst", so seine Einschätzung. Arndt Meinecke aus dem Bundesministerium der Justiz bestätigte, dass es Überlegungen gebe, die schriftlichen Zustimmung zu telefonisch vereinbarten Verträgen vorzuschreiben. "Wir haben davon zunächst einmal Abstand genommen. Ganz ausgeschlossen ist die Bestätigungslösung aber noch nicht", schränkte er ein. Die Branche scheint noch eine Galgenfrist zu haben. (jha)

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