China-Trojaner: From Peking with Love

27.08.2007
Haben sie oder haben sie nicht? Während China offiziell seine Trojaner zurückgepfiffen hat, setzt in Deutschland eine öffentliche Diskussion über IT-Sicherheit ein. Die Auseinandersetzung ist längst überfällig.

China hat bei den vermeintlichen Hacker-Angriffen auf deutsche Regierungs-Server des Kanzleramtes und dreier Ministerien zumindest offiziell eingelenkt. Das Land wolle Hacker-Angriffe auf Computer der Bundesregierung umgehend stoppen, sagte Ministerpräsident Wen Jiabao Kanzlerin Merkel bei Ihrem Besuch in Peking zu. Die chinesische Regierung gab sich entschlossen, Hackangriffe auszuschließen. Merkel hatte "gemeinsame Spielregeln" angemahnt.

Die vermutlichen Spionage-Angriffe auf deutsche Regierungscomputer sind für Fachleute indes keine Überraschung. "Experten wissen schon lange, dass es solche Angriffe gibt", sagte der Viren-Spezialist Christoph Fischer am Montag der Deutschen Presse-Agentur dpa. Auch chinesische Hacker seien weltweit stark vertreten. Fischer sagte, heute vergehe kein Tag mehr, an dem nicht jeder Internet-Nutzer mit so genannten Trojaner-Programmen bombardiert werde. "Das ist der ganz alltägliche Wahnsinn des Internet."

Der Chaos Computer Club (CCC) geht davon aus, dass das Ausmaß der Online-Angriffe gar nicht genau abgeschätzt werden kann. "Es reicht nicht aus, zu beobachten, welche Daten aus- und eingehen", sagte Club-Sprecher Andy Müller-Maguhn. "Trojaner können auch Daten auf einem Computer manipulieren, ohne dass ein Anwender davon etwas mitbekommt." Nach Informationen des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" wurden zahlreiche Computer des Kanzleramts sowie des Außen-, Wirtschafts- und Forschungsministeriums infiziert. Als besten Schutz empfahl Fischer, zwei Rechner zu nutzen: einen für das interne Netzwerk, den anderen für die Internet-Verbindung.

Der Chaos Computer Club betonte, die Vorfälle verdeutlichten, "auf welches Teufelszeug sich die Regierung mit dem Bundestrojaner eingelassen" habe. Club-Sprecher Müller-Maguhn bezog sich damit auf eine Initiative von Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU), Trojaner bei Online-Durchsuchungen von Computern im Rahmen der Terrorabwehr oder der Strafverfolgung einzusetzen. "Das sind Werkzeuge, die normalerweise von osteuropäischen Banden eingesetzt werden, um betrügerische Bankgeschäfte vorzunehmen."