In Rauch, Wasser und Feuer

Roboter als mechanische Lebensretter

03.07.2009
Von pte pte
Roboter sollen an Orten eingesetzt werden, die für Menschen zu gefährlich sind. Ein interessantes Szenario bilden Rettungsmissionen.
Scratchbot mit künstlichen Schnurrhaaren.
Scratchbot mit künstlichen Schnurrhaaren.
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Britische Forscher haben kürzlich den "Scratchbot" vorgestellt. Der einer Ratte nachempfundene Roboter tastet seine Umgebung mithilfe eines künstlichen "Schnurrbarts" ab, um sich auch bei völliger Dunkelheit oder starkem Rauch orientieren zu können. Diese Fähigkeit prädestiniert den mechanischen Lebensretter für den Einsatz in für Menschen oder auch Rettungshunde schwierigem Gelände, etwa in brennenden oder einsturzgefährdeten Häusern. In Aktion sieht man die Ratte im Video.

"Roboter könnten Such- und Rettungsmissionen revolutionieren", so Anthony Pipe, einer der Entwickler des Scratchbot. Er sieht auch unter der Erde, etwa bei Bergwerksunglücken und sogar unter Wasser Einsatzmöglichkeiten für den Rettungsroboter. Am Scratchbot wurde seit sechs Jahren im Rahmen eines EU-Projekts namens "Icea" (Integrating Cognition, Emotion and Autonomy) unter Aufwendung von über einer halben Million Euro gearbeitet. Er soll in einer weiterentwickelten Form mit seinen Kohlefaserschnurrhaaren bald auch verschiedene Oberflächen unterscheiden können.

Der Scratchbot ist zwar mit seinem Schnurrbartkonzept eine Innovation, die Idee, Roboter zur Menschenrettung einzusetzen gibt es allerdings schon länger. So werden derzeit in Graz im Rahmen des "Robocup", eines jährlich abgehaltenen Wettbewerbs für Fußballroboter, auch Rettungsroboter vorgeführt. Die künstlichen Lebensretter müssen dabei einen simulierten Verkehrsunfall ebenso wie einen Brand in einem Wolkenkratzer meistern. "Die Grazer Feuerwehr ist Mitveranstalter der Vorführung und interessiert sich ganz besonders für die Roboter im Rettungseinsatz", so Alice Senarclens de Grancy von der technischen Universität Graz im Gespräch mit pressetext. In den kommenden Tagen werden interessierten Einsatzkräften noch zusätzliche Kurse und Workshops rund um Rettungsroboter angeboten, so Grancy.

Die in Graz vorgeführten Roboter sind nicht so wie der neue Scratchbot mit Tastsensoren ausgestattet. "Unsere Roboter verwenden Kameras in Kombination mit Laserscannern um sich zurechtzufinden, aber die Idee mit dem Tastsinn ist vielversprechend, die Optik zeigt schließlich nicht alles", so Alexander Kleiner von der Uni Freiburg, Entwickler eines der vorgeführten Rettungsroboter gegenüber pressetext. Die vorgeführten mechanischen Helfer sind im Gegensatz zum Scratchbot nicht autonom, sondern werden von den Einsatzkräften ferngesteuert. "Wir haben auch schon Experimente mit autonomen Robotern gemacht, etwa in Singapur, aber im Moment sind autonome Roboter für größere Einsätze noch nicht bereit. In einer Halle finden sie sich heute schon zurecht, aber bis sie in eingestürzten Häusern selbstständig navigieren können wird es noch einige Jahre dauern. Es kommt immer auf das Szenario an", sagt der Roboterexperte. Der Fokus, so Kleiner, liegt immer darauf, den Einsatzkräften durch die Roboter die Arbeit zu erleichtern. Nicht darauf, sie zu ersetzen.