Konjunkturabschwung und Konkurrenz

Sony verspielt 3,3 Milliarden Dollar mit der PS3

07.07.2008
Von pte pte
Die neue Generation der Sony-Videospielkonsole "Playstation 3" erweist sich für den japanischen Elektronikhersteller als Milliardengrab.

Wie das "Handelsblatt" unter Berufung auf eine bereits am 23. Juni des laufenden Geschäftsjahres veröffentlichte Börsenpflichtmeldung berichtet, beziffert der Konzern die bisherigen Verluste mit der High-Tech-Spielkonsole auf rund 3,3 Milliarden Dollar. So weist das Unternehmen in der Mitteilung darauf hin, dass "das Risiko besteht, dass Investitionen nicht zurückfließen". Auch sei es nicht ausgeschlossen, dass die PlayStation 3 die "Profitabilität des gesamten Konzerns signifikant negativ" beeinflussen wird.

"Selbst wenn das Gerät in die Gewinnzone kommt, ist es unwahrscheinlich, dass Sony die erlittenen Verluste je ausgleicht", zitiert der Bericht David Cole, Analyst beim Marktforschunkungsinstitut DFC Intelligence. Weniger schlimm beurteilt Erst- Bank-Analyst Ronald-Peter Stöferle die gegenwärtige Lage Sonys: "So drastisch treffen die Verluste das Unternehmen nicht, sodass wir Sony nach wie vor auf unserer Empfehlungsliste haben. Man sollte hierbei nicht vergessen, dass man als Spielekonsolen-Hersteller erst einmal massiv in die Entwicklung und die Herstellung der Geräte investieren muss, um im internationalen Markt eine Rolle spielen zu können", unterstreicht der Experte auf Nachfrage von pressetext. Laut dem Analysten sei in der Playstation 3 ein "revolutionärer Chip mit einer gigantischen Rechenleistung verbaut". Derzeit problematisch gestaltet sich hingegen der globale Konjunkturabschwung, der Stöferle zufolge nicht nur Sony, sondern die gesamte Branche belastet.

Die aktuelle Gewinnsituation der Playstation 3 stellt sich jedoch kritisch dar. Treten die Prognosen wegen eines Nicht-Zurückfließens der von Sony im großen Ausmaß getätigten Investitionen nicht ein, wäre dies eine Katastrophe, sind sich die Fachleute einig. Schließlich stellt die Spielesparte traditionellerweise den Goldesel des Konzerns dar. Obwohl diese nur 8,5 Milliarden Dollar bzw. rund zwölf Prozent des gesamten Konzernumsatzes ausmacht, trug die Sparte über die Jahre hinweg bis zu 60 Prozent zum Betriebsergebnis bei. Da Sony mit seinen Fernsehern und DVD-Playern, der angeschlagenen Musiksparte und dem Filmgeschäft oft am Rande der Wirtschaftlichkeit arbeitete, sorgte der Spielebereich bislang für lukrativ hohe Renditen, so der Bericht. Die Geschäftszahlen geben dieser Einschätzung recht - seit Einführung der ersten Playstation 1995 spülte der Zweig mehr als fünf Milliarden Dollar in die Kassen der Japaner.

"Die Konsolengeschichte hat gezeigt, dass Erfolge eines Anbieters in einer Spielkonsolengeneration nicht unbedingt in der nächsten fortgesetzt werden. Bei Sony haben wir den Fall, dass die Firma die letzten beiden Konsolengenerationen mit der Playstation 1 und 2 dominierte - in der aktuellen Generation aber der deutliche Verlierer ist. Das heißt: Sony hat eine Schlacht verloren, aber nicht den Krieg um den Konsolenmarkt an sich", unterstreicht Bernd Hartmann, Consultant bei der Goldmedia GmbH Media Consulting & Research, im Gespräch mit pressetext. Laut dem Analysten sei der Konzern jedoch breit genug aufgestellt, um durch eine Sparte nicht völlig in den Abgrund gerissen zu werden. "Deutlich ist auch: Dies ist ein Weckruf. Sony muss bei der nächsten Spielkonsolengeneration sein gesamtes Konsolengeschäftsmodell auf den Prüfstand stellen und zusätzlich wieder Innovationstreiber werden", unterstreicht Hartmann gegenüber pressetext.

Dennoch ist Sony mit dem Absatzproblem bei Spielekonsolen nicht allein konfrontiert. In Bezug auf die Profitabilität der Playstation 3 sagte Konzernchef Howard Stringer unlängst, diese sei "leicht katastrophal". Auch Microsoft, dem zweiten großen Spieler in dem heißumkämpften Markt, bereitet das Geschäft mit der "Xbox 360" Kopfzerbrechen. Hier trägt das Konsolengeschäft rund zwölf Prozent zum Gesamtumsatz bei. Trotz ebenfalls niederschmetternder Verluste sind sich Insider darüber einig, dass Microsoft diese Rückschläge besser verkraftet als Sony. Grund dafür ist vor allem, dass die Redmonder ihre Gewinne hauptsächlich in ihrem extrem profitablen Softwaregeschäft erwirtschaften. Trotzdem kränkelt das Konsolengeschäft bei Microsoft. Zwischen 2002, dem Jahr in dem man mit der Xbox startete, und 2006, dem Release des Nachfolgers Xbox 360, musste man einen Verlust von mehr als sieben Milliarden Dollar hinnehmen. (pte)