Neue Vorwürfe

EU-Kommission weitet Wettbewerbs-Vorwürfe gegen Intel aus

18.07.2008
Die EU-Kommission hat ihre Wettbewerbs-Vorwürfe gegen den weltgrößten Chiphersteller Intel ausgeweitet. Die europäischen Wettbewerbshüter legen Intel nun drei neue Vergehen zur Last, wie sie am Donnerstag in Brüssel mitteilten. Intels Ziel sei es gewesen, den Konkurrenten AMD aus dem Markt zu drängen.

Zum einen habe der Chip-Konzern einem führenden europäischen PC-Händler erhebliche Rabatte eingeräumt, unter der Bedingung, dass dieser nur Computer mit Intel-Chips verkauft. Außerdem habe der US-Konzern einen Hersteller dafür bezahlt, dass er die Markteinführung einer Produktlinie mit einem AMD-Prozessor verzögert habe, erklärte die Kommission.

Dieser nicht namentlich genannte Hersteller habe ebenfalls Rabatte erhalten. Deren Bedingung sei gewesen, dass er sich mit Prozessoren für seine Notebooks komplett bei Intel eindecke, hieß es. Auch der Name des Handelsunternehmens wurde nicht genannt. Bei Durchsuchungen im Februar hatten die EU-Ermittler neben Intel-Büros in Deutschland auch die zum METRO-Konzern gehörende Media-Saturn-Holding aufgesucht.

Intel beherrscht mit seinen Prozessoren mindestens drei Viertel des Marktes. AMD ist mit etwa 20 Prozent Marktanteil weit kleiner. Die Wettbewerbsermittlungen gehen auf Beschwerden von AMD zurück. Wenn die EU-Kommission zu dem Schluss kommt, dass Intel gegen Wettbewerbsregeln verstoßen hat, drohen hohe Strafen, die bis zu zehn Prozent des Jahresumsatzes ausmachen können.

Erste Vorwürfe gegen Intel hatte die Kommission im Juli 2007 erhoben. Damals hieß es unter anderem, Intel habe mehreren Herstellern Rabatte gewährt, wenn sie die Prozessoren hauptsächlich bei dem Marktführer kauften, und Server-Chips im Schnitt unter den Produktionskosten angeboten.

Intel äußerte sich enttäuscht zu den neuen Vorwürfen. Der zweite Brief aus Brüssel lege nahe, dass die Kommission die Position von AMD unterstütze. Der Konzern habe stets entsprechend den Gesetzen und im Sinne des Wettbewerbs gehandelt. Und die Rabatte hätten den Kunden niedrigere Preise gebracht. Man sei zuversichtlich, die Anschuldigungen als unbegründet widerlegen zu können. Intel hat nun acht Wochen Zeit, zu den Vorwürfen der Kommission formell Stellung zu nehmen. (dpa/mb)