ERP

SAP-Kunden zeigen Interesse an Drittwartung

01.04.2009
Von 
Vice President Software & SaaS Markets PAC Germany
Für Anwender von SAP-Systemen bietet Rimini Street ab dem vierten Quartal dieses Jahres alternative Softwarewartung an. Sie soll Firmen günstiger kommen als die Leistungen von SAP.

Da viele SAP-Anwender nach Wegen suchen, ihre IT-Kosten zu senken, sieht sich das amerikanische Unternehmen Rimini Street gut positioniert. Der IT-Dienstleister will ab dem vierten Quartal 2009 Nutzern der SAP-Releases R/3 4.6c und 4.7 alternative Wartungsleistungen anbieten. Ihre heute an SAP zu zahlende Gebühren könnten sie so halbieren, verspricht die Firma.

Rimini Street wendet sich vor allem an solche Nutzer, die ein älteres SAP-Release betreiben und nicht auf die aktuelle Version wechseln wollen. "Die ersten Kunden werden wir im dritten Quartal dieses Jahres in Betrieb nehmen", so David Rowe, Marketing-Chef des Unternehmens auf der Fachkonferenz Sapientia in Berlin. Die Veranstaltung richtet sich an Unternehmen, die nach SAP-Alternativen Ausschau halten.

Dabei konzentriert sich der Wartungsdienstleister auf die Pflege von SAP-Kernfunktionen (Bausteine wie etwa das Planungssystem "SAP APO" zählen nicht dazu). Anbieten will Rimini Street seine Dienste für SAP-Anwender in Deutschland, den USA, Großbritannien und den Niederlanden. Drittwartung offeriert der Dienstleister schon eine Weile, bislang jedoch nur für Anwender von Applikationen von Siebel, Peoplesoft und J.D. Edwards. Im Augenblick beschäftigt die Firma 100 Mitarbeiter. Zum Jahresende sollen 75 hinzukommen. Ob es auch eine Niederlassung in Deutschland geben wird, ist noch offen.

Nachdem SAP im letzten Jahr mit "Enterprise Support" ein neues, kostspieliges Wartungsmodell eingeführt hat, stoßen Offerten wie diese auf offene Ohren. Grundsätzlich interessiert ist beispielsweise ein SAP-Nutzer aus der Automobilindustrie, der zurzeit keinen Wartungsvertrag mit SAP hat. Wie vielen anderen Firmen wurde dem Betrieb im letzten Jahr der Standardwartungsvertrag gekündigt.

Zwar hat SAP die Kündigung Ende Dezember 2008 zurückgezogen, allerdings mit der Absicht, die Wartungsgebühren für Standardsupport anzuheben. Allerdings hat dieser SAP-Anwender so seine Bedenken, ob Rimini Street auch eine hochkomplexe ERP-Umgebung in Pflege nehmen kann. Ein weiteres Problem: Der Anwender nutzt das aktuelle Produkt "ERP 6.0", das Rimini Street nicht auf der Wartungsliste hat.

Würde ein großer SAP-Kunde seine Wartung einem Dritten überlassen, hätte dies Signalwirkung für andere. Für SAP und viele andere Softwarehäuser sind die Wartungseinnahmen eine lebenswichtige Umsatzquelle, die hohe Margen verspricht. Während in anderen Branchen Drittwartung etabliert ist, hat sich das Konzept in der Softwareindustrie bisher nicht durchgesetzt. Rimini Street bedient im Augenblick 200 Unternehmen, von einem Massenphänomen kann also noch keien Rede sein.

SAP selbst hatte sich über die Firmentochter TomorrowNow in dem Metier versucht, war aber gescheitert. TomorrowNow sollte vor allem Oracle-Kunden alternative Wartung anbieten. Die Aktivitäten dieser Firma führten zu einem peinlichen Gerichtsverfahren mit Oracle wegen Industriespionage, das für SAP noch nicht ausgestanden ist.

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