Microsoft: Vollständig konfigurierbare SaaS-Software ist noch Zukunftsmusik

19.06.2007
Nach Ansicht des Microsoft-Managers Klaus Holse Andersen sind heutige Software-as-a-Service-Angebote (SaaS) für betriebswirtschaftliche Anwendungen bei weitem nicht so anpassbar wie beim Kunden installierte Produkte. Bis die Mietlösungen ähnlich viele Konfigurationsmöglichkeiten bieten, werden noch drei bis vier Jahre ins Land gehen.
"Es dauert noch drei bis vier Jahre, bis SaaS-Systeme so konfigurierbar sind wie heutige Software", Klaus Holse Andersen, weltweiter Vertriebschef für Microsoft Dynamics.
"Es dauert noch drei bis vier Jahre, bis SaaS-Systeme so konfigurierbar sind wie heutige Software", Klaus Holse Andersen, weltweiter Vertriebschef für Microsoft Dynamics.
Foto: Klaus Holse Andersen

Während einer Veranstaltung in den europäischen Entwicklungslabors von Microsofts Unternehmenssoftwaresparte Microsoft Business Solutions skizzierten Führungskräfte des Unternehmens den Produktfahrplan der nächsten Jahre. Microsoft modernisiert die Business-Softwareprodukte Dynamics NAV und AX, um möglichst viele Bestandteile der Software, etwa die Datenbank, die Ablaufumgebung, Geschäftsdatenanalyse (Business-Intelligence) und der Client, zu vereinheitlichen. Zudem soll es gelingen, die kundenspezifischen Einstellungen sowie die von Partnern eingefügten Modifikationen vom Kernsystem zu separieren. Statt zu programmieren, um Anpassungen vorzunehmen, wie sie heute bei den Produkten noch erforderlich ist, soll dies in künftigen Releases über grafische Oberflächen möglich sein. Dadurch würde sich der Aufwand für Software-Upgrades wesentlich vereinfachen. Zudem fiele es Partnerunternehmen leichter, branchenspezifische Lösungen zu bauen, hofft Microsoft. Heute in den ERP-Systemen fest verdrahtete Geschäftsprozesse überführt der Hersteller Schritt für Schritt in eine Process Library. Diese Bibliothek soll Softwaredienste umfassen, aus denen sich künftig Anwendungen zusammenbauen lassen, auch Composites genannt. Das Werkzeug zum Bau dieser Composite Applications ist der "Office Sharepoint Server".

Eine nach diesen Maßstäben aufgebaute Softwareplattform erlaubt unterschiedliche Nutzungsszenarien, nämlich die Installation beim Kunden (On-Premise), ein Hosting durch einen Partner sowie Software-as-a-Service. Während die ersten beiden Betriebsarten schon heute möglich sind, ist die SaaS-Option zumindest für die ERP-Linien noch Zukunftsmusik. Microsoft hat noch keine Pläne, ob und wann ERP als SaaS angeboten werden soll.

Nicht so bei CRM: Zur Dynamics-Produktfamilie gehört auch ein CRM-System, das Microsoft nicht gekauft, sondern auf Grundlage der hauseigenen .NET-Technik entwickelt hat. Auf Grundlage des nächsten Release (Codename: "Titan") legt der Softwarekonzern ein Software-as-a-Service-Angebot namens "Dynamics CRM Live" auf. Es handelt sich dabei um eine mehrmandantenfähige Softwareumgebung, die Microsoft selbst betreibt. Auf der Softwarearchitektur erhält jede Firma, die CRM-Funktionen mieten, ihren isolierten Bereich.

Allerdings räumt Klaus Holse Andersen ein, dass die Konfigurierbarkeit von Titan im SaaS-Mode weit hinter der On-Premise-Variante zurückbleibt, weil auch hier die Trennung von Customizing-Daten und Kernsystem noch nicht komplett vollzogen wird. Andersen ist Vice President for Small and Midmarket Solutions and Partners und Microsoft Business Solutions in Europa, den Mittleren Osten und Afrika. Zudem leitet er das europäische Microsoft-Entwicklungslabor in Kopenhagen. Auf dem gleichen Niveau in Sachen Einstellbarkeit werde man erst in drei bis vier Jahren sein, so der ERP-Experte. Allerdings seien dem Manager zufolge auch die Wettbewerber wie etwa Salesforce.com noch nicht weiter. Sobald ERP-Lösungen im SaaS-Umfeld genauso fein konfiguriert werden können wie On-Premise-Software heute, könnten Microsoft-Partner auf der Mietplattform branchenspezifische Funktionen anbieten. (fn)