Salesforce.com - statt "on-Demand" wieder "off Demand"

01.02.2006
Bereits zum zweiten innerhalb der beiden vergangenen Monate beklagt der On-Demand-Anbieter Ausfälle seiner gehosteten CRM-Lösung.

Viele Salesforce.com-Kunden, die am 30. Januar dieses Jahres auf ihre gemietete Kunden-Management-Lösung zugreifen wollten, bekamen nur Fehlermeldungen zu sehen. Das System des in San Francisco ansässigen On-Demand-Anbieters war größtenteils nicht verfügbar.

Über das genaue Ausmaß der Panne kann bislang nur spekuliert werden. Während einige Nutzer von einem Ausfall von wenigen Stunden am Vormittag sprachen, berichteten andere Anwender, wichtige Application Programming Interfaces (APIs) seien bis in die Abendstunden nicht verfügbar gewesen. Über diese Schnittstellen wird das System an kundenspezifische Anforderungen angepasst.

Die Verantwortlichen bei Salesforce.com versuchten, die Bedeutung dieser Panne herunterzuspielen. Diese Episode sei nicht so schlimm gewesen, zitierten US-amerikanische Nachrichtendienste Marc Benioff, CEO des On-Demand-Anbieters. Der Ausfall habe nur eine halbe Stunde gedauert und einige Kunden in den USA und Kanada betroffen. Das alles sei im Grunde nur ein kleines Problem gewesen.

Kunden äußerten sich indes mehr und mehr ungehalten über die Geschäftspraktiken ihres Softwarevermieters. Mit gelegentlichen Ausfällen müsse man wohl oder übel rechnen, schreib ein Anwender in einem Weblog. Es sei jedoch nicht akzeptabel, dass Benioff von einem kleinen Problem spreche, wenn das Geschäft seiner Kunden lahm liege. Es gebe momentan zu viele Ausfälle, monierten andere Betroffene. Obwohl man generell mit den Funktionen zufrieden sei, lasse die Verfügbarkeit zu wünschen übrig.

Bereits im Dezember vergangenen Jahres hatte Salesforce.com einen Ausfall seines Systems zu beklagen (siehe auch: Salesforce.com zeitweilig "off-Demand"). Fast einen ganzen Tag war die gehostete CRM-Lösung nicht verfügbar. Neben den technischen Problemen kritisierten die Nutzer die Kommunikationspolitik des Anbieters. Tagelang sei nicht klar gewesen, warum es zu den Ausfällen gekommen sei. Außerdem hätten keine Informationen vorgelegen, wann die Probleme voraussichtlich behoben seien. In der Anwenderschaft wurde bereits offen darüber spekuliert, Salesforce.com sei nicht in der Lage, das stark wachsende Nutzeraufkommen zu bewältigen.

Das Unternehmen, das mittlerweile rund 350 000 Anwender weltweit mit seiner CRM-Lösung versorgt, versprach Besserung. Demnach will man die Nutzer künftig schneller über die Probleme und deren Behebung informieren. Außerdem sollen für die gehosteten Softwarelösungen zwei neue Rechenzentren aufgebaut werden, jeweils eines an der Ost- und Westküste der USA, kündigte Benioff an. Während das Zentrum im Westen für den operativen Betrieb der Salesforce.com-Produkte zuständig ist, arbeitet der Standort im Osten der USA im Stand-by-Betrieb, um sofort einzuspringen, sollte das andere Data-Center ausfallen.

Will der Salesforce.com-Chef seine Visionen wahr machen, müssen diese Maßnahmen schnell greifen, um derartige Pannen wie in den beiden vorangegangenen Monaten zu verhindern. Benioff träumt davon, sein On-Demand-Angebot, das derzeit noch sehr auf CRM-Lösungen konzentriert ist, mit Hilfe der neuen "AppExchange"-Plattform zu einer On-Demand-Plattform für Business-Applikationen ausbauen (siehe auch: Salesforce.com-CEO Benioff träumt vom "Business Web"). Partner sollen für AppExchange zusätzliche Softwaremodule entwickeln, die sie der weltweiten Salesforce.com-Klientel On-Demand offerieren könnten. (ba)