SCM: Ist i2 der nächste Übernahmekandidat?

02.10.2007
Der Spezialist für Supply-Chain-Management-Software (SCM) i2 Technologies aus Dallas sucht einen neuen Firmenchef. Eine Investmentgesellschaft legt dem Unternehmen nah, auch gleich nach einem Käufer Ausschau zu halten.

Eigentlich wollte i2 bis Ende September einen neuen CEO gefunden haben, konnte bisher aber noch keinen Nachfolger für Michael McGrath präsentieren. McGrath war Ende Juli zurückgetreten, "um sich anderen Aufgaben zu widmen". In der Zwischenzeit lenkt Pallab Chatterjee, Executive Vice President of Solutions Operations and Chief Delivery Officer, kommissarisch die Firma. Er steht nach Angaben von i2 auch auf der Liste der CEO-Kandidaten. Nun soll innerhalb der nächsten 30 bis 45 Tage ein neuer Unternehmenslenker präsentiert werden.

Nach den Worten von Patrick Walravens, Analyst bei JMP Securities, ist die Frage nach der neuen Führung nur ein Teil einer größeren Debatte. Ihm zufolge hatte die Investmentgesellschaft Amalgamated Gadget i2 geraten, einen Käufer zu suchen. Der Investor hält 17,6 Prozent an dem SCM-Anbieter und hatte unlängst zwei Sitze im Aufsichtsrat bezogen.

Supply-Chain-Management-Software - Marktanteile in Westeuropa 2006 nach Umsatz. Quelle: Gartner.

Hersteller

Umsatz (Marktanteile in Prozent)

1. SAP

30,0

2. Oracle

9,5

3. IBS

5,1

4. Infor

4,6

5. i2 Technologies

2,8

6. cc-hubwoo

2,5

7. JDA Software

2,4

8. Lawson

2,2

9. Ariba

2,2

10. Kewill

1,8

Die Geschäfte von i2 laufen schlecht. Anfang August vermeldete die Firma einen Gewinnrückgang für das zweite Quartal: Das Ergebnis lag um 17 Prozent unter dem des Vorjahres und betrug 2,32 statt 2,8 Millionen Dollar. Das Kalendervierteljahr davor lief auch nicht besser. Im gleichen Zeitraum konnte i2 den Umsatz nur ein wenig steigern, nämlich von 64,7 auf 65 Millionen Dollar. Der Umsatz mit Softwarelizenzen ging trotz des Anstiegs um 26 Prozent auf 11,4 Millionen Dollar zurück. Steigern konnte i2 die Einnahmen mit Dienstleistungen.

Eine noch nicht zu spezifizierende Einnahmequelle für den angeschlagenen SCM-Hersteller ist der Rechtsstreit mit SAP. i2 hatte den Softwarekonzern wegen der Verletzung von Patenten verklagt, der Richterspruch steht aber noch aus. Analyst Walravens räumt i2 gute Chancen ein, vor Gericht finanziellen Schadenersatz erstreiten zu können. Über die Höhe lässt sich nur spekulieren. "SAP hat zwischen 2001 und 2005 mit SCM-Software einen Umsatz von etwa 2,5 Milliarden Dollar erzielt", so der Börsenexperte. Gartner-Analyst Andrew White ist da nicht so optimistisch (siehe auch i2 hat im Patentstreit wenig in der Hand).

Reine SCM-Spezialisten haben zunehmend Schwierigkeiten im Markt zu bestehen, da die großen ERP-Vollsortimenter wie SAP, Oracle und Infor selbst SCM-Systeme anbieten (siehe auch Der Markt für ERP-, SCM- und CRM-Lösungen). Einige Anbieter sind vom Markt verschwunden. Manugistics zum Beispiel, wie i2 einer der bekanntesten Vertreter der Branche, wurde von JDA Software geschluckt. Die Übernahme hatte der Aufkäufer Anfang des Jahres abgeschlossen. (fn)