Düster oder heiter?

IT-Branche mit unklarem Ausblick

20.07.2009
Ist das Gewitter überstanden? Oder zieht eine weitere Wolkenfront über die IT-Branche hinweg? Zum Auftakt der Quartalsberichtssaison ist noch nicht klar, ob den Hightech-Konzernen das ersehnte Aufklaren bevorsteht - oder ob die Aussichten düster bleiben.

Während die Platzhirsche IBM und Intel Ende vergangener Woche die Börsianer mit guten Zahlen in heitere Stimmung versetzten und Gartner-Analyst Richard Gordon von "Zeichen der Milderung" sprach, verheißen andere Indikatoren weitere stürmische Monate.

Besonders wüst ging es zu Jahresbeginn in der Halbleiter-Branche zu: Umsatzverluste von einem Drittel und mehr waren eher die Regel als die Ausnahme. Doch im zweiten Quartal ging es allenthalben wieder aufwärts, was einige Fachleute angesichts der Anwendung von Chips in allen Lebensbereichen gleich als Zeichen für ein baldiges Ende der Wirtschaftskrise deuteten. Besonderes Gewicht hat der weltgrößte Chiphersteller Intel, der sein Geld vor allem mit Computerprozessoren verdient. Der PC-Markt helle sich auf, stellte Unternehmenschef Paul Otellini fest und sprach damit die erlösenden Worte.

Texas Instruments zieht Bilanz

An diesem Montagabend wollte der Wettbewerber Texas Instruments Bilanz ziehen, dessen Chips sich in nahezu allen Geräten des täglichen Bedarfs wiederfinden - von der Waschmaschine bis zum Fernseher. Bereits vor einem Monat deutete das Unternehmen an, dass die schwere Zeit vorüber ist. Der deutsche Konkurrent Infineon schaffte es von April bis Juni operativ immerhin aus den roten Zahlen. Das ging aber auf Kosten der Mitarbeiter.

Branchenweit mussten Tausende Menschen gehen, Prozessorprimus Intel hat sogar ganze Werke dichtgemacht. Auch der direkte Rivale und ewige Zweite Advanced Micro Devices (AMD), der am Dienstag seine Zwischenbilanz präsentiert, hat einen harten Sparkurs eingeschlagen.

Hardwaremarkt beeinflusst Softwarehersteller

Im Gefolge der Hardware-Hersteller blickt auch Microsoft gespannt auf den PC-Markt. Der Konzern macht einen Großteil seines Gewinns mit Betriebssystemen sowie Büroprogrammen - wenn die Kunden aber keine neuen Geräte aufstellen, kaufen sie auch weniger Software-Lizenzen. Wenn die Windows-Macher am Donnerstagabend ihre Zahlen vorstellen, dürfte der Ausblick aber besser ausfallen als der Rückblick: Neben besseren PC-Verkäufen zum Jahresende hofft Microsoft auch auf einen Blitzstart seines neuen Betriebssystems Windows 7 im Oktober. Die ersten Rezensionen fielen zumindest wohlwollend aus.

Dass man mit Software und darum herum gestrickten Dienstleistungen auch in der Krise gutes Geld verdienen kann, hat IBM eindrucksvoll bewiesen. Der Schwenk weg von der Hardware hin zur Software bescherte dem Computer-Urgestein im zweiten Quartal ein sattes Ergebnisplus und verleitete die Konzernoberen gar dazu, ihre Erwartungen an das restliche Jahr hochzuschrauben.

Handyhersteller weiter unter Druck

Davon können die Handyhersteller nur träumen. Für sie ist der berühmte Silberstreif am Horizont noch lange nicht in Sicht. Nokia und Sony Ericsson stellten in der vergangenen Woche desaströse Zahlen vor - der Absatz der Finnen brach um 15 Prozent ein, das schwedisch-japanische Unternehmen verkaufte sogar 40 Prozent weniger als im Vorjahresquartal. Nokias Gewinn ging um ein Viertel zurück, Sony Ericsson ist tief in den roten Zahlen. Und beide hielten an ihren pessimistischen Prognosen für 2009 fest.

Die schwachen Zahlen haben sich beide Unternehmen aber teils selbst zuzuschreiben: Sie haben nicht rechtzeitig auf das Geschäft mit Smartphones gesetzt. Die kleinen Alleskönner werfen hohe Margen ab, wie eine Studie der Deutschen Bank zeigt. Apple und Research In Motion (RIM) verkaufen demnach zusammen zwar nur drei Prozent aller Handys weltweit, erzielen mit ihren hochgezüchteten iPhone- und Blackberry-Geräten aber satte 35 Prozent des operativen Gewinns. So könnte es gut passieren, dass Apple am Dienstagabend wieder die Börsianer entzückt.

Dass ein Umsatz- und Gewinnwachstum aber selbst in Krisenzeiten nicht immer ausreicht, um die Börsianer zufrieden zu stellen, hat Suchmaschinen-Gigant Google in der vergangenen Woche schmerzlich zu spüren bekommen. Für die Fachleute wuchs das erfolgsverwöhnte Unternehmen im vergangenen Quartal einfach zu langsam - schlechte Vorzeichen für den Rivalen Yahoo!, der sich am Dienstag dem Markt offenbart. (dpa/tc)