JUGENE am FZ Jülich

Europas erster Petaflops-Rechner steht in Deutschland

26.05.2009
Der schnellste Rechner Europas hat seine Spitzenposition deutlich ausgebaut und als erster europäischer Supercomputer die Petaflops-Marke geknackt.

Die Jülicher Rechenmaschine "JUGENE" schafft nun mehr als eine Billiarde Rechenschritte pro Sekunde (Petaflops) - das ist rund 50.000 Mal schneller als ein moderner PC, wie das Forschungszentrum Jülich mitteilte. Dort ging der aufgerüstete Supercomputer am Dienstag offiziell in Betrieb. Er wird für wissenschaftliche Simulationen eingesetzt. Forscher berechnen damit etwa Klimaveränderungen, die Blutströmung in einer Blutpumpe oder die Funktion neuer Halbleiter.

In der Weltrangliste der Supercomputer würde der Jülicher Rechner nach jetzigem Stand auf dem dritten Platz landen, teilte das Forschungszentrum mit. Die nächste "Top-500"-Rangliste erscheint am 23. Juni. "Die Simulation komplexer Vorgänge ist neben Theorie und Experiment zu einer unverzichtbaren Methode in Forschung und Entwicklung geworden", sagte Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) laut einer Mitteilung. Computersimulationen lieferten der Forschung oft den entscheidenden Wissensvorsprung. Neben Theorie und Experiment ist die computerbasierte Simulation der dritte Standpfeiler der Forschung.

...spielt JUGENE jetzt in der Petaflops-Liga.
...spielt JUGENE jetzt in der Petaflops-Liga.
Foto: Jülich

Der Supercomputer ist in 72 telefonzellengroßen, wassergekühlten Schränken in einer Halle untergebracht. Der Rechner selbst benötigt 2,2 Megawatt elektrische Leistung, die gesamte Halle 5,3 Megawatt - etwa so viel, wie eine große Windenergieanlage produziert. Die IBM-Anlage aus der Serie "Blue Gene" hat einen Arbeitsspeicher von 144 Terabyte, das entspricht der Kapazität von knapp 150.000 modernen PCs. Die Finanzierung im "hohen zweistelligen Millionenbereich" teilen sich der Bund und das Land Nordrhein-Westfalen im Rahmen des Gauss-Zentrums für Supercomputing.

Neben dem JUGENE geht auch der Supercomputer "JUROPA" an den Start, der von Experten des Jülich Supercomputing Centre entworfen und gemeinsam mit den Partnerfirmen Bull, Sun, Intel, Mellanox und ParTec umgesetzt wurde. Er besteht aus 2208 Rechenknoten mit einer Gesamtrechenleistung von 207 Teraflops. Ein drittes System namens "HPC-FF" ist speziell für die europäische Fusionsforschung entworfen worden, um die Prozesse im 100 Millionen Grad heißen Plasma im Innern des Fusionsreaktors ITER zu untersuchen. Finanziert wird HPC-FF von der Europäischen Kommission, der Europäischen Fusionsgemeinschaft EFDA und dem Forschungszentrum Jülich. JUROPA und HPC-FF sind technisch verwandt und lassen sich bei Bedarf zusammen betreiben. (dpa/tc)