7,4 Milliarden Dollar

Oracle kauft Sun Microsystems

20.04.2009
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.

Oracle will Sun profitabler führen

Sein Amtsnachfolger Jonathan Schwartz, der eine Übernahme durch Big Blue befürwortet hatte, bläst nun offiziell ins gleiche Horn. Es sei ein "fantastischer Tag für die Kunden, Entwickler, Partner und Mitarbeiter von Sun", an dem man sich mit dem weltweiten Marktführer für Unternehmenssoftware zusammenschließe. Von der Java-Plattform, die in beinahe jedem Business-System weltweit stecke, bis hin zur Konvergenz von Storage, Netz und Rechnern, die durch Solaris und Suns Sparc- und x64-Server getrieben werden. "Zusammen mit Oracle werden wir die Innovations-Pipeline füllen, um überzeugende Werte für unsere Kundenbasis und den Markt zu schaffen", so der Sun-CEO.

Foto: Team Oracle

Sun sei ein Pionier im Enterprise Computing, ergänzt Oracle-President Charles "Chuck" Phillips. Die Kombination anerkenne Innovation und Kundenerfolg, die Sun erreicht habe. "Unsere größten Kunden haben uns gebeten, uns breiter aufzustellen, um Komplexität, Risiko und Kosten zu verringern, indem wir einen hoch optimierten Stack auf Basis von Standards liefern", sagt Philips. "Diese Transaktion wird die Investitionen unserer Kunden schützen und aufwerten, während wir weiter mit unseren Partner arbeiten, um unseren Kunden Wahlmöglichkeiten anzubieten."

Oracles Finanzchefin (offiziell: President) Safra Catz erwartet, dass der Zukauf im ersten Jahr nach Abschluss Oracle mindestens 15 Cent mehr Pro-forma-Gewinn und wenigstens 1,5 Milliarden Dollar operativen Gewinn (ebenfalls Non-GAAP) einbringen wird. Im zweiten Jahr soll der zusätzliche operative Gewinn bereits die 2-Milliarden-Dollar-Marke übersteigen. Das sei pro Aktie schon mehr als bei den Übernahmen von BEA, Peoplesoft und Siebel zusammen geplant war.

Der Verwaltungsrat von Sun hat die Übernahme einstimmig akzeptiert. Vorbehaltlich der Zustimmung der Sun-Aktionäre, der Kartellbehörden und anderer aufschiebender Klauseln solle der Deal "diesen Sommer" abgeschlossen werden.

Für Sun-Chef Jonathan Schwartz endet damit das Bemühen, mit seiner Firma den Turnaround zu schaffen. Die Einnahmen des Unternehmens sind seit den Spitzenzeiten während der "Dotcom-Blase" stetig gesunken, weil die Kundschaft Suns teuren Unix-Servern den Rücken kehrte und lieber zu preiswerten x86-Systemen griff. Ebenso bergab ging es mit dem Aktienkurs von Sun. Anstrengungen, neue Kunden mit Open-Source-Software anzulocken und die (verspätete) Entscheidung, selbst in den x86-Markt einzusteigen, zahlten sich nicht schnell genug aus.

Mit Sun an Bord muss Oracle nun auch noch herausfinden, wie man im Markt für Server-Betriebssysteme und -Hardware navigiert - und auch wenn Larry Ellison bekanntlich ein erfahrener Skipper ist, sind das reichlich unbekannte neue Gewässer. Suns Hardware hat zwar keine so große Reichweite wie die des vorherigen Kaufinteressenten IBM; dennoch verschafft der geplante Zukauf Oracle ein kombiniertes Hardware/Software-Geschäftsmodell, mit dem sich der Konzern stärker dem der IBM annähert, mit der es im Datebankmarkt ebenfalls konkurriert.