Cisco im Rechenzentrum

Server-Markt bleibt ein schwieriges Pflaster

16.02.2009
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Der Zeitpunkt für einen Eintritt in das Server-Geschäft ist ungünstig. Der Absatz wächst nur moderat, der Umsatz geht zurück. Außerdem sind die Claims fest verteilt.

Wenn Cisco jetzt auch mit Servern ins Rechenzentrum drängt, steuert der Konzern in stürmische Gewässer. Dabei hatte es noch vor zwölf Monaten gar nicht so schlecht ausgesehen, als die Marktforscher ihre Bilanz für das Server-Jahr 2007 zogen. IDC registrierte mit einem weltweiten Umsatz von 54,4 Milliarden Dollar das beste Jahr seit 2000 (61,6 Milliarden Dollar). Der Absatz legte gegenüber dem vorangegangenen Jahr um 6,7 Prozent auf rund acht Millionen verkaufte Systeme zu. Allerdings warnten die Marktforscher schon damals, dass sich das Wachstum im Jahr 2008 kaum halten lassen würde. Im Zuge der sich damals bereits anbahnenden Finanzkrise könnten Anwender Projekte im Rechenzentrum verschieben, prognostizierte Matt Eastwood, Vice President von IDC. Das könnte sich negativ auf die Wachstumsraten auswirken.

Genau das trat ein. Bis dato liegen zwar noch keine Zahlen für das Gesamtjahr 2008 vor. Die Analysen für die einzelnen Quartale verheißen jedoch nichts Gutes. Demnach reduzierte sich der weltweite Umsatz der Server-Anbieter im dritten Quartal 2008 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 5,4 Prozent von rund 13,4 auf etwa 12,7 Milliarden Dollar. Alle Top-Five-Hersteller, IBM, Hewlett-Packard, Dell, Sun Microsystems sowie Fujitsu/FSC, hatten Einbußen zu beklagen. Der Absatz von Juli bis September vergangenen Jahres verbesserte sich gegenüber dem Vorjahresquartal um 4,4 Prozent.

Die angespannte Wirtschaftslage spiegelt sich in den rückläufigen Umsätzen wider, zog Jeffrey Hewitt, Vice President von Gartner, Bilanz in einem schwierigen Server-Quartal. Vor allem im Highend-Bereich mit teuren Unix-Maschinen hielten sich die Kunden zurück. Der Umsatz mit Unix-Servern mit Risc- beziehungsweise Itanium-Chips sei im Jahresvergleich um 10,8 Prozent zurückgegangen, berichtete der Gartner-Analyst. Die Zahl der Auslieferungen habe sich sogar um 16,1 Prozent reduziert. Dagegen sei der Absatz von Standard-Servern mit x86-Architektur gestiegen. Da die Margen in diesem Segment allerdings längst nicht so hoch sind wie im Geschäft mit den Hochleistungs-Servern und darüber hinaus der harte Wettbewerb die Preise weiter abrutschen ließ, machten die Server-Hersteller unter dem Strich schlechtere Geschäfte als noch im Jahr zuvor. Setzt man Gartners Umsatz- und Absatzzahlen in Beziehung, sank der durchschnittlich erzielte Preis pro Server von rund 6053 Dollar im dritten Quartal 2007 auf 5486 Dollar im entsprechenden Zeitraum des folgenden Jahres.

Aus Sicht der IDC-Analysten entwickeln sich die einzelnen Server-Segmente unterschiedlich. Demnach wird der Druck im Bereich der x86-Server größer. Einem weltweiten Umsatzrückgang von 6,6 Prozent auf 6,9 Milliarden Dollar im dritten Quartal 2008 stand ein Plus bei den Absatzzahlen von vier Prozent auf 1,97 Millionen Systeme gegenüber. Die Anbieter müssten sich angesichts dieser Entwicklung mit geringeren Margen zufriedengeben, folgert Daniel Harrington, Analyst aus der Enterprise Server Group von IDC. Daher versuchten sie, komplette Pakete aus Hard- und Software inklusive Services zu schnüren und so ihr Angebot aufzuwerten.