Supercomputer-Weltrangliste

"Jaguar" jagt "Roadrunner"

17.11.2008
Der schnellste Computer der Welt bekommt ernste Konkurrenz: Als zweitem Hersteller ist es der Firma Cray gelungen, die Marke von einer Billiarde Rechenoperationen pro Sekunde zu knacken.

Auf der jüngsten Weltrangliste der Supercomputer platzierte sich Crays "Jaguar" mit 1059 Billionen Rechenschritten pro Sekunde (Teraflops) nur knapp hinter dem "Roadrunner" von IBM, der seinen Spitzenplatz mit 1105 Teraflops knapp verteidigen konnte. Beide sind rund 100.000 Mal schneller als ein durchschnittlicher PC. Deutschland rutschte auf der in Austin (US-Staat Texas) vorgestellten Liste aus den Top Ten auf den elften Platz.

Roadrunner hatte noch vor einem halben Jahr als erster Computer der Welt die Grenze von einem Petaflops (1000 Teraflops) geknackt und den bisherigen Favoriten damit haushoch überrundet. Beide Spitzenreiter sind mehr als doppelt so schnell wie ihre nächsten Verfolger: Der NASA-Rechner "Plejaden" auf Platz drei erreicht mit 487 Teraflops nicht einmal ein halbes Petaflops.

Der schnellste Rechner aus Europa bleibt die Anlage "Jugene" im Forschungszentrum Jülich. Noch vor einem Jahr auf Platz zwei, rutschte sie jetzt auf den elften Platz. Mit einer in Shanghai betriebenen Anlage konnte China unter die Top Ten vorrücken. Das System "Dawning 5000A" auf Platz zehn liegt mit 180,60 Teraflops allerdings nur äußerst knapp vor Jugene mit seinen 180 Teraflops.

Neun der zehn schnellsten Computer der Welt stehen in den USA. Roadrunner wird von der US-Regierung unter anderem für die Kernwaffenforschung eingesetzt. Die Nummer Zwei, Jaguar, steht in Oak Ridge im US-Bundesstaat Tennessee und rechnet für das US-Energieministerium unter anderem für die Erforschung neuer Energiequellen. Von den Top Ten gehören sieben dem US-Energieministerium.

Mit der rasanten Leistungssteigerung der Supercomputer wachsen auch die Kosten für Kühlsysteme und Energie deutlich an. Die Liste der "Top 500" führt deshalb bereits zum zweiten Mal auch den Strombedarf der Anlagen mit auf. Dabei sei Roadrunner nicht nur der schnellste Rechner, sondern gehöre auch zu den energieeffizientesten Anlagen der Liste, hieß es. Herzstück des Rechners sind "Cell"-Prozessoren von IBM, die zum Beispiel auch in Sonys Spielekonsole Playstation 3 (PS3) zum Einsatz kommen.

Insgesamt werden Prozessoren von IBM unter den Top 500 von zwölf Prozent der Anlagen genutzt. Prozessoren des Herstellers AMD sind in 11,8 Prozent der Rechner verbaut, darunter auch in der aktuellen Nummer zehn aus Shanghai. Den größten Anteil steuert Intel bei mit einem Anteil von 75,8 Prozent: Insgesamt nutzen 379 der 500 Anlagen Intel-Prozessoren. Unter den Herstellern hat diesmal Hewlett-Packard IBM den Rang abgelaufen. HP stellt mit 209 Anlagen nun 41,8 Prozent der Top 500, IBM mit 188 Systemen noch 37,6 Prozent. Vor sechs Monaten war das Verhältnis noch in etwa umgekehrt.

Die Weltrangliste der 500 schnellsten Supercomputer wird zweimal im Jahr zur International Supercomputer Conference (ISC) unter anderem von dem Informatiker Hans-Werner Meuer (Universität Mannheim) veröffentlicht. Sie gilt als wichtiges Barometer in der Computerindustrie. Der Branchentreffpunkt ISC findet immer abwechselnd in den USA und in Deutschland statt. (dpa/tc)