Cloud-Computing bald ganz groß

Der Trend geht zur Virtualisierung

11.06.2008
Von 
Jan-Bernd Meyer betreute als leitender Redakteur Sonderpublikationen und -projekte der COMPUTERWOCHE. Auch für die im Auftrag der Deutschen Messe AG publizierten "CeBIT News" war Meyer zuständig. Inhaltlich betreute er darüber hinaus Hardware- und Green-IT- bzw. Nachhaltigkeitsthemen sowie alles was mit politischen Hintergründen in der ITK-Szene zu tun hat.
Im Servermarkt lassen sich nach Meinung von Marktbeobachtern fünf Themen erkennen: Cluster-, Grid- und Cloud-Computing zum einen, Virtualisierung und Zentralisierung zum anderen.

Nicht alles, was heute als selbstverständlich gehandelt wird, ist schon in Unternehmen angekommen - flächendeckend schon gleich gar nicht. Wie alle anderen IT-Bereiche pflegt auch das Server-Segment seine Hype-Themen: Cloud Computing wird hoch gehandelt, Grid Computing ebenfalls. Zwei Modebegriffe, die im Wesentlichen das Gleiche bedeuten.

Cluster: Was für die ganz wichtigen Daten

Für Cluster gilt das nicht. Insbesondere in Umgebungen, in denen viel Wert auf Ausfallsicherheit gelegt wird - klassischerweise etwa bei firmenrelevanten Datenbanken -, lagern Anwender unternehmenskritische Anwendungen nicht nur auf ein einziges Rechnersystem, sondern auf mehrere. So argumentiert etwa Andreas Vogl, Manager bei Siemens IT Solutions and Services (SIS): "Cluster sind und bleiben unabdingbar für geschäftskritische und anwendungsrelevante Applikationen sowie für Fabriksteuerungen. Denn schließlich muss ein Unternehmen alle Betriebszustände und Daten sofort redundant sichern, um sich gegen Hardware-Ausfälle zu schützen."

Virtualisierung: Seit 40 Jahren bekannt

Sehr viel diskutiert wird auch über die Schlagworte Virtualisierung und Zentralisierung. Ganz neu ist das Thema Virtualisierung dabei nicht: Die IBM widmet dieser Technik auf Großrechnersystemen seit nunmehr rund 40 Jahren ihre Aufmerksamkeit. Mittlerweile und mit dem Angebot von VMware ist Virtualisierung auch auf Unix- und Windows-Servern angekommen. Die Strategie verheißt Großes in puncto Kosteneinsparungen und der Lastausnutzung von Servern - aber die Frage ist: Wer beherrscht Virtualisierung überhaupt?

Zentralisierung etwa in Form von Terminal-Server-basierenden Lösungen à la Citrix ist hingegen in der Tat nicht erst seit gestern ein probates Mittel, um dem durch die Client-Server-Strategien bedingten Wildwuchs zu begegnen.

Was genau ist Cloud Computing?

In einem sind sich praktisch alle Experten einig: Cluster-, Cloud- und/oder Grid-Computing sowie Virtualisierung und Zentralisierung werden in den kommenden Jahren das Serversegment prägen. Gartner-Analyst Andrew Butler beantwortet die Frage nach den Trends im Server-Markt dahingehend, man solle sich fragen, welche davon zunächst vernachlässigbar seien.

Da wäre etwa das Thema Cloud Computing: "Wenn wir ehrlich sind, dann hat vor einem Jahr doch noch niemand etwas von Cloud Computing gehört. Das kam aus dem Nichts und wurde schnell zu einem Phänomen, das sich im Bewusstsein vieler festsetzte." Gartner gebe dem eine große Zukunft. Das Problem ist allerdings die Definition. Was genau ist darunter zu verstehen?"

Andrew Butler, Analyst von Gartner, ist der Meinung, dass Cloud Computing noch Jahre braucht, bis es sich als verbreitete Technik durchsetzen wird.
Andrew Butler, Analyst von Gartner, ist der Meinung, dass Cloud Computing noch Jahre braucht, bis es sich als verbreitete Technik durchsetzen wird.

Butler meint, momentan habe jeder eine andere Vorstellung von dem Konzept. Darüber hinaus sei diese Form der Organisation von Rechenkapazität bislang nur für eine kleine Zahl von zudem nicht gerade typischen Organisationen geeignet. "Die Yahoos, Googles, Microsofts und Amazons dieser Welt - für die mag Cloud Computing angebracht und passend sein. Diese Unternehmen dürften das Prinzip am schnellsten realisiert haben."

Für Benutzer riesiger Datenzentren à la Google gilt, dass sie gar nicht genug Rechenleistung haben können. Deren Strategie ist, ihre typischerweise Web-zentrischen Applikationen auf eine hohe Zahl kleiner Rechenknoten zu verteilen, um so die Rechenleistung steigern zu können. Dieses Vorgehen bezeichnet Gartner als Scale-out eines Rechenzentrums.

Cloud Computing ist nach Meinung von Butler heute vor allem ein Indikator dafür, wohin die Industrie in Zukunft gehen wird. Das Konzept werde für vieles stehen, das schon lange in der Diskussion sei. Butler: "Hierzu zähle ich beispielsweise Grid Computing und Utility Computing. Cloud wird diese Begriffe nicht ersetzen, aber sie werden in einem breiteren Cloud-Phänomen eine Rolle spielen."