Zwischen allen Stühlen

Mittlere Manager unter Druck

07.10.2010
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.
Der Druck auf die mittlere Führungsebene ist immens. Die Kunst dieser Manager ist es, zwischen den Anforderungen von Mitarbeitern und der Firmenleitung Brücken zu schlagen.

Gut ausgebildet, diskussionsfreudig, anspruchsvoll, zuweilen renitent - mit diesen Attributen beschreiben Manager in der IT ihre Teams. Damit stecken viele Führungskräfte der mittleren Ebene in einer Schraubzwinge: Sie müssen den Druck der Vorgesetzten und der anspruchsvollen IT-Mitarbeiter aushalten. Ein ausgeprägtes Harmoniebedürfnis ist dabei wenig hilfreich, ebenso ein autoritäres Auftreten. Die Mitarbeiter erwarten von ihrem Chef, dass er sie mit Wertschätzung und Respekt behandelt. Dem Vorgesetzten gegenüber möchte sich der Manager als derjenige präsentieren, der die Situation im Griff hat und die Aufgaben im Zeit- und Kostenplan erfüllt.

Christoph Johnscher, KfW: "Nicht alle Probleme lassen sich erschöpfend diskutieren."
Christoph Johnscher, KfW: "Nicht alle Probleme lassen sich erschöpfend diskutieren."
Foto: Christoph Johnscher, KfW

Christoph Johnscher, der bei der KfW seit drei Jahren auf Gruppenleiterebene in Frankfurt am Main arbeitet, managt ein zwölfköpfiges Team, zu dem auch externe IT-Spezialisten gehören. "Wir haben gut ausgebildete Mitarbeiter, die sehr diskussionsfreudig sind und viele gute Ideen einbringen. Meine Aufgabe ist es, das Team einzubinden und gleichzeitig auf den Zeitplan zu achten. Nicht alles kann erschöpfend diskutiert werden", so der 36-jährige Wirtschaftsingenieur pragmatisch.

Selbstbewusste Mitarbeiter wollen überzeugt werden

Die selbstbewussten Mitarbeiter lassen sich nicht durch hierarchische Befehlsstrukturen führen, sie wollen überzeugt werden. Andererseits geht es auch nicht ohne klare Ansagen. Organisationen funktionieren nur selten nach demokratischen Prinzipien. "Führung ist stets asymmetrisch, damit also eine Machtbeziehung", erklärte Armin Nassehi, Professor für Soziologie an der Ludwig-Maximilians-Universität, auf dem Kongress "Führung und Verantwortung" im Sommer in München. Allerdings lasse sich daraus kein Anspruch auf autoritäre Befehlsstrukturen ableiten. Macht sei zwar nötig, um in großen Gruppen die Aufgaben zu verteilen. Doch sollten die Mitarbeiter das Gefühl haben, dass sie die Aufgaben gern und freiwillig erledigen.

Jeder Manager entwickelt eigene Methoden, wie er seine Mitarbeiter einbindet und motiviert. Ein fester und bewährter Bestandteil des Arbeitsalltags von Christoph Johnscher sind regelmäßige Meetings, in denen er mit seinem Team allgemeine und projektbezogene Aufgaben bespricht, Informationen weitergibt und sich über die Projektfortschritte informiert. Mitunter gleicht das Aufgabenprofil des IT-Managers dem eines Koordinators, der zwischen den Vorgaben der nächsten Führungsebene und seinem Team vermittelt, mit seinen Kollegen IT-Lösungen erarbeitet und innerhalb eines überschaubaren Zeitplans umsetzt.

Uwe Joas, Fiducia: "Die Mitarbeiter haben hohe Ansprüche an Job und Unternehmen."
Uwe Joas, Fiducia: "Die Mitarbeiter haben hohe Ansprüche an Job und Unternehmen."
Foto: Uwe Joas, Fiducia

Uwe Joas, Personalreferent der Fiducia IT AG in Karlsruhe, kennt die Herausforderungen der IT-Führungskräfte im mittleren Management und unterstützt die Kollegen mit einem hauseigenen Seminarprogramm. "Diese Manager sind Ansprechpartner für die Mitarbeiter, deren Erwartungen sie erfüllen wollen, und stehen gleichzeitig ihrem Vorgesetzten gegenüber in der Pflicht." Dass diese Partnerschaft in wirtschaftlich erfolgreichen Zeiten besser funktioniert als in einer Konsolidierungsphase, versteht sich von selbst. Der Karlsruher IT-Dienstleister beschäftigt rund 2300 IT-Fachkräfte und sucht derzeit weitere Mitarbeiter. "Unsere IT-Beschäftigten sind hoch qualifiziert und haben hohe Ansprüche an ihren Job und das Unternehmen." In Mitarbeiterbefragungen bestätigen sie laut Joas regelmäßig ihre große Zufriedenheit mit dem Job. Das Unternehmen investiert in Trainings, Workshops und Coachings. Mit einem Nachwuchsprogramm für Führungskräfte rekrutiert der IT-Dienstleister viele Manager der ersten Ebene aus den eigenen Reihen. Fiducia bildet selbst Fachinformatiker aus und bietet ein duales Berufsakademiestudium an. "Wir haben gute Erfahrungen mit diesem Programm gemacht. Einige unserer Manager bringen einen dualen Studienabschluss mit", so Joas.

Jürgen Rohrmeier, Personalberater und Mitglied des Vorstands von Pape Consulting in München, ermahnt Unternehmen, ihre angehenden Führungskräfte besonders sorgfältig auszuwählen. "Nicht jeder herausragende Informatiker ist ein guter Manager. Gerade wer erstmals eine Position mit Personalverantwortung übernimmt, sollte gut vorbereitet und sich der besonderen Herausforderung bewusst sein."