1000 Freunde auf Facebook?

Networking: Klasse statt Masse

14.09.2010
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ist Chefredakteur von Managementbuch.de
Wer abends vor dem PC sitzt, um möglichst viele "Freunde" einzusammeln, wird nicht erfolgreich sein. Stattdessen empfiehlt Bestsellerautor Keith Ferrazzi, ein paar wenige, aber hochwertige Beziehungen aufzubauen und zu pflegen.

Hinter jedem Erfolg stehen ein paar Menschen, die ihn möglich gemacht haben. Dieses Prinzip hat sich vor 50 Jahren auch die stark übergewichtige Jean Nidetch zunutze gemacht. Sie konnte ihre Freundinnen gewinnen, gemeinsam mit ihr abzunehmen. Gegenseitige Kontrollen und gegenseitige Motivation brachten Erfolge. Die Weight Watchers waren geboren. Mit diesem Beispiel zeigt Keith Ferrazzi seine Richtung an. Sich vertrauten Personen öffnen, auch Schwächen eingestehen, großzügig sein und sich gegenseitig verpflichten.

Echte Freunde sind Mangelware

Das hat alles wenig mit dem üblichen Networking zu tun. Zwar empfiehlt Ferrazzi, auch soziale Netze wie Facebook zu nutzen, um Ausschau nach Menschen zu halten, mit denen ein intensiver Austausch lohnen kann. Einen Ersatz bieten Facebook-Freundschaften allerdings nicht. Schlagend deutlich wird das anhand einer Studie, die Ferrazzi zitiert. Sie zeichnet, was Freundschaften anbelangt, ein deutlich nüchterneres Bild, als uns die Schwärmereien über die Möglichkeiten des Internets nahelegen.

1985, so heißt es in einer Ausgabe der "American Sociological Review" von 2006, hatte ein Durchschnittsamerikaner drei Menschen, denen er Dinge anvertrauen konnte, die ihm wichtig waren. Heute sind es nur noch zwei. Und 25 Prozent gaben gar an, überhaupt keine Vertrauensperson mehr zu haben.

Zuerst sich selber öffnen

Um Vertraute zu gewinnen, muss man sich selbst öffnen. Das zeigt sich auch an den Fragen, die Ferrazzi Unternehmensteams stellt, die eine tiefere gemeinsame Basis finden wollen: "Welcher Kampf aus deinem früheren Leben hat dein heutiges So-Sein am meisten beeinflusst?" Und schon ist man weit jenseits der üblichen Floskeln.

Der Originaltitel von "So finden Sie Ihr Dream-Team" heißt "Who's got your back" und bezeichnet genauer das Anliegen des Autors, der schon mit seinem Buch "Geh nie alleine essen" für Furore gesorgt hat.

Gute Beziehungen fallen nicht vom Himmel

Keith Ferrazzi: So finden Sie Ihr Dream Team. Weg vom krampfhaften Networking - hin zu echten Beziehungen. Börsenmedien 2010, 483 Seiten, 29,90 Euro.
Keith Ferrazzi: So finden Sie Ihr Dream Team. Weg vom krampfhaften Networking - hin zu echten Beziehungen. Börsenmedien 2010, 483 Seiten, 29,90 Euro.

Sein Verdienst ist es, die Bedeutung enger zwischenmenschlicher Beziehungen bewusst zu machen und Wege aufzuzeigen, solche Verbindungen herzustellen. Man muss dafür arbeiten. Kleines Manko: Ferrazzi verknüpft diese Erkenntnisse mit seinen eigenen Erfahrungen, und vermischt die persönliche mit der beruflichen Ebene. Das macht das Ganze etwas unübersichtlich und stellenweise redundant. Dennoch eine klare Empfehlung, weil Keith Ferrazzi zeigt, wie wichtig und lohnend die Arbeit an guten Beziehungen ist.