Risikofaktor Burnout

Wie Unternehmen ihre Mitarbeiter schützen können

03.09.2010
Von Ellen Maier
Ein erweiterter Gesundheitscheck kann Auskunft darüber geben, ob der Mitarbeiter ausgebrannt ist. Wichtig ist, dass Unternehmen es gar nicht so weit kommen lassen.

Was haben ein Vorstand, ein Abteilungsleiter und ein Facharbeiter gemeinsam? Alle drei sind Burnout-gefährdet. Denn weder der Aufgabenbereich noch das Maß an Verantwortung im Job oder gar der Grad der Professionalität bestimmen den Risikofaktor, sondern das Arbeitstempo, die selten erlebte Anerkennung durch Vorgesetzte und die Unsicherheit über die Erhaltung des Arbeitsplatzes. Nach Erkenntnissen von Andreas Hillert, Arzt in der Medizinisch Psychosomatischen Klinik Roseneck, sind mittlerweile depressive Störungen die zweithäufigste Ursache für eine Frühverrentung bei unter 50-jährigen Arbeitnehmern. Laut einer Umfrage der Techniker Krankenkasse und des FAZ-Instituts fühlen sich 31 Prozent der Deutschen ausgebrannt. Darüber reden tun die wenigsten. Aus unternehmerischer Sicht ist es wichtig, über Burnout zu sprechen und Mitarbeitern eine Plattform zur Prävention zu bieten.

Ellen Maier, Strascheg Center for Entrepreneurship: 'Die Symptome einer Burnout-Erkrankung sind vielfältig und bei jedem anders.'
Ellen Maier, Strascheg Center for Entrepreneurship: 'Die Symptome einer Burnout-Erkrankung sind vielfältig und bei jedem anders.'

Gerade in der aktuellen Wirtschaftssituation, geprägt von hoher Arbeitsbelastung und Termindruck, reagieren viele Arbeitnehmer mit Ängsten um ihre Zukunft: Die eigene Existenz, der Job und ein harmonisches Familienleben stehen oft auf dem Spiel. Die Folge: Kopfschmerzen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Verspannungen, Rücken- und Nackenschmerzen, Nervosität, Stimmungstiefs und andere Beschwerden. Doch wie lässt sich Burnout erkennen und gegen andere Erkrankungen wie Depression abgrenzen?

Die Schwierigkeit bei Burnout ist, dass es die "Krankheit" nicht als Diagnose gibt. Aber Burnout ist klassifizierbar und wird mittlerweile bei der World Health Organization (WHO) als so genannter Zusatzcode geführt. Viele Patienten gehen aufgrund von organischen Beschwerden zum Arzt, und erst nach dem Ausschluss einer organischen Erkrankung kommt die Aussage: "Ich fühle mich ausgebrannt." Mit einem erweiterten Gesundheitscheck, der Aufschluss über das Tagesprofil von Hormonen wie Cortisol und DHEA sowie Neurotransmittern wie Adrenalin gibt, lassen sich Krankheiten aufdecken und der Grad eines möglichen Burnouts feststellen.

Die Symptome einer Burnout-Erkrankung sind vielfältig und bei jedem anders. Aber: Burnout wird eigenständig neben Depression, Emotionalität/Neurotizismus, Stress und Arbeitsunzufriedenheit betrachtet. Gemäß dem so genannten "arbeitsbezogenen Verhaltens- und Erlebnismuster" (AVM) ergibt sich: Gefährdet sind die Mitarbeiter mit einer hohen Verausgabungsbereitschaft und Resignationstendenz. Den Unternehmen wird daher geraten, auf die Balance zwischen Leistungsanforderung und Verausgabung zu achten, die Mitarbeiter Wertschätzung spüren zu lassen und zu überprüfen, ob im Haus eine offene Kommunikation möglich ist. Schon Kollegen-Feedback, Kommunikationstrainings und Diskussionsrunden können helfen. Arbeitsplatzunsicherheit oder fehlende berufliche Perspektiven sind dagegen kontraproduktiv.