Facebook und die Folgen

Der transparente Mitarbeiter

05.02.2011
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
Wenn der Chef einem die Freundschaft anbietet, ist das in Zeiten von Facebook und Co. nicht nur von Vorteil. Ein CW-Gespräch mit dem Arbeitsrechtler Professor Peter Wedde über die Tücken im Umgang mit sozialen Netzen und arglose Mitarbeiter.

CW: Laut Social Media Report HR 2010 haben die meisten deutschen Firmen noch keine Richtlinien zur Nutzung von Social-Media-Diensten in Unternehmen. Sind sie besser beraten, diesen Umgang zu regeln?

'Die Menschen verlieren das Gefühl dafür, wie transparent sie im Netz sind.' Peter Wedde, Professor für Arbeitsrecht und Recht der Informationsgesellschaft, ist Direktor der Europäischen Akademie der Arbeit in der Universität Frankfurt am Main.
'Die Menschen verlieren das Gefühl dafür, wie transparent sie im Netz sind.' Peter Wedde, Professor für Arbeitsrecht und Recht der Informationsgesellschaft, ist Direktor der Europäischen Akademie der Arbeit in der Universität Frankfurt am Main.

WEDDE: Viele Firmen haben den Umgang mit sozialen Netzen weder als Problem noch als Chance erkannt. Dabei wären Unternehmen gut beraten, ihn klar zu regeln. Halten Firmen ihre Mitarbeiter etwa dazu an, sich zu Marketing- oder Vertriebszwecken in sozialen Netzwerken zu bewegen, ist das ein Teil der beruflichen Aufgabe. Dann ist die Nutzung während der Arbeitszeit auch kein Problem. Anders sieht es aus, wenn die intensive Kommunikation über Twitter, Facebook und Co. die Arbeit behindert.

CW: Welche sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Regelungen für solche Richtlinien?

WEDDE: Wir brauchen nach der Netiquette auch eine Social Etiquette. Die wichtigste Handlungsempfehlung für Mitarbeiter sollte lauten: "Macht Euch klar, was Ihr schreibt. Man kann nicht wissen, wer es liest." Firmeninterna oder Betriebsgeheimnisse per Twitter in die Welt zu posten ist absolut tabu. Generell darf man nichts über andere Mitarbeiter seines Unternehmens schreiben. Wer sich über seinen Chef aufregt oder sich über die Beförderung des Kollegen freut, verletzt deren Persönlichkeitsrechte. Eine weitere Empfehlung ist es, möglichst wenig Privates von sich preiszugeben, insbesondere nicht wenn es der Karriere schaden könnte. Ein Flughafenmitarbeiter, der sich privat gegen den Ausbau des Flughafens engagiert, sollte dies nicht im Netz kundtun. Mich erstaunt es auch, wie unreflektiert Menschen ihre Fotos in soziale Netzwerke stellen: Partyfotos, Urlaubsfotos in Badeshorts oder einfach unvorteilhafte Bilder haben in einem Online-Profil nichts zu suchen, wenn man damit auch geschäftliche Kontakte knüpft.