Vom Schreibtisch an den Wickeltisch

Wenn IT-Männer Elternzeit nehmen

20.06.2009
Von Isabell Auer

Torsten Straß, Logica: Ein CEO in Elternzeit

Dass auch Väter in Führungspositionen eine Auszeit für die Familie nehmen können, beweist Torsten Straß, CEO von Logica in Deutschland. "Unser erstes Kind haben meine Frau und ich voller Spannung und Freude erwartet, und ich wollte von Anfang an eine Verbindung zu ihm aufbauen." Deshalb hat sich Straß schon vor der Geburt bei der Personalabteilung über seine Möglichkeiten bezüglich Elternzeit erkundigt. "Ich war mir nicht sicher, ob auch ich in meiner Position als Deutschlandchef von Logica einfach in paar Monate ‚frei’ nehmen könnte. Doch kurze Zeit später konnte ich bereits die ersten vier Wochen Elternzeit nehmen." Dieses Jahr hat er seine Arbeitszeit im Rahmen des Elternzeit-Teilzeitmodells reduziert. So bleibt er weiter in engem Kontakt mit seinem Beruf.

Torsten Strass, Logica: "Ein bis zwei Monate Elternzeit sollten für jeden Mitarbeiter möglich sein, egal in welcher Position er tätig ist."
Torsten Strass, Logica: "Ein bis zwei Monate Elternzeit sollten für jeden Mitarbeiter möglich sein, egal in welcher Position er tätig ist."

Die Kollegen standen dem Vorhaben durchaus positiv gegenüber: "Für Viele war die Tatsache, dass ich als CEO Elternzeit nehmen wollte, auch Neuland, und die Mitarbeiter der Personalabteilung mussten zunächst ein bisschen recherchieren, wie alles funktioniert. Ich habe den Eindruck, dass unsere Kollegen in anderen Ländern uns um dieses Modell sogar ein bisschen beneiden!"

In Sachen Elternzeit war Straß in seiner Funktion bei Logica Vorreiter: "Dass ein leitender Angestellter Elternzeit in Anspruch nimmt, ist selbst bei uns bislang eher ungewöhnlich. Ich würde mich freuen, wenn ich hier ein Vorbild für meine Mitarbeiter wäre: Die Familie sollte nicht hinter dem Job zurückstehen, vor allem nicht in dieser so wichtigen Phase nach der Geburt eines Kindes. Außerdem kann man von einer Auszeit mit seiner Familie nur profitieren! Der Tapetenwechsel schafft eine größere Distanz zum Arbeitsalltag, und eine neue Perspektive bringt auch für den Beruf frische Ideen."

Allerdings konnte sich Straß nicht von jetzt auf gleich vollständig aus dem Geschäft ziehen. Die Auszeit war jedoch gut vorbereitet, so dass einzelne Projekte von den Kollegen übernommen wurden. Für seine Assistentin war er telefonisch zu fest definierten Zeiten erreichbar.

"Ein bis zwei Monate sollten für jeden Mitarbeiter möglich sein, egal in welcher Position er tätig ist. Schließlich hat jeder Mitarbeiter gesetzlichen Anspruch auf Elternzeit", erklärt Straß. "Natürlich ist es frustrierend, wenn der Vorgesetzte einem Steine in den Weg legt. Darunter leidet dann die Motivation. Verständnis für die Bedürfnisse der Mitarbeiter zeugt von Führungsqualität und sorgt langfristig für eine stärkere Bindung qualifizierter Arbeitskräfte."

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