Nischenmarkt Core Banking

Wo Freiberufler besonders gut verdienen

27.01.2010
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
Externe Experten für die Kernbankensysteme Avaloq, Core 24, MBS Open und OSPlus sind auf dem IT-Projektmarkt besonders gefragt. Das ergab eine Auswertung der IT-Personalagentur Gulp.

IT-Freiberufler, die sich auf Core-Banking-Systeme spezialisiert haben, besetzen eine Nische. Ihre Marktposition ist so gut, dass sie überdurchschnittlich hohe Stundensätze fordern: Mehr als ein Fünftel der selbständigen Avaloq-Spezialisten beispielsweise verlangt Honorare über 100 Euro. Wie es um die Marktchancen für Selbstständige im Bereich Kernbankenlösungen steht, hat die IT-Personalagentur Gulp für die vier in Projektangeboten am häufigsten nachgefragten Core-Banking-Systeme in einer Studie untersucht: Avaloq, Core 24, MBS und OSPlus.

Ein externer Avaloq-Spezialist kann durchschnittlich mit etwa 27 Projektanfragen pro Monat rechnen. Für ihn stehen die Marktchancen im Vergleich zu den anderen drei Core-Banking-Systemen am besten. Danach folgen OSPlus ( 19 Anfragen pro Monat), Core 24 (zwölf Anfragen) und MBS (elf Anfragen). Dabei verlangen Avaloq-Selbständige im Schnitt 87 Euro pro Stunde - das sind 17 Euro mehr als der Durchschnitt aller bei Gulp eingetragenen IT-Freiberufler (70 Euro). Aber auch die Freiberufler im Core 24-, MBS- und OSPlus-Bereich fordern mit jeweils 76 Euro überdurchschnittliche Honorare.

Was Banken von Freiberuflern erwarten

Die entsprechenden IT-Spezialisten bewegen sich auch im Host- und Datenbank-Umfeld sicher. 75 Prozent der Spezialisten für die vier ausgewerteten Kernbanksysteme haben auch Erfahrungen im Großrechnerbereich. "Zudem müssen sie ausreichende Erfahrung in und Kenntnis der Bankenbranche haben, Neueinsteiger in die Banken-Welt haben es hier schwer", sagt Stefan Symanek von Gulp.

Für reine Entwicklertätigkeiten lässt sich mangelnde Kenntnis des Core-Banking-Systems offenbar sogar durch sehr gutes bankfachliches Wissen (zum Beispiel im Bereich Aktiv- und Passivgeschäft, Zahlungsverkehr und Single Euro Payments Area) und durch Know-how über Datenbanken und Großrechner ausgleichen. Wer in den Neunzigern Standardsoftware für den Bereich der Währungsbuchhaltung mit Swift installiert und getestet hat, kann heute Analysen und Konzepte für die Migration von Altsystemen auf Avaloq im Bereich Zahlungsverkehr mit Karten, Swift, SIC und Eur-SIC erstellen.

"In den ausgeschriebenen Projekten für Avaloq-Parametrisierer und Entwickler wird sehr oft die Zertifizierung zum "Avaloq Certified Professional" nachgefragt", ergänzt Symanek. "Das ist eine Besonderheit, denn eine Zertifizierung gibt es für die anderen drei Core-Banking-Systeme nicht."