Social Media in Unternehmen

Ein Wiki nicht für alle

16.11.2010
Von Elisabeth Wagner
Der Genehmigungs-Workflow einer Open-Source-Lösung soll dafür sorgen, dass geheime Informationen und schädliche Kommentare nicht im Unternehmens-Wiki erscheinen.
Foto: Fotolia.com/Koya79

Die Grundsätze hinter den Wiki-Systemen - freie Information und Kommunikation, selbst organisierte Wissensinhalte - kollidieren in Unternehmen nicht selten mit einer Tradition, die auf hierarchisch geprägtes (Ver-)Teilen von Wissen setzt. "Guerilla-Taktik" nannte deshalb ein Wiki-Pionier auf dem inzwischen vierten Treffen von Anwendern der Open-Source-Software MediaWiki seine Strategie, die offensichtlich immer wieder erfolgreich ist: Einfach mal loslegen und durch praktische Erfolge die Zustimmung des Managements zur neuen Art der Zusammenarbeit gewinnen.

Zur Akzeptanz beitragen könnte auch eine Systemerweiterung, die Sladjana Obadovic von der Abacus alpha GmbH auf dem Treffen vorstellte. Diese bricht mit dem ehernen Wiki-Grundsatz "Keine Beschränkungen" und ermöglicht es den Unternehmen, definierte Inhalte nun doch mit einem Lese- oder Schreibschutz auszustatten oder einem Genehmigungs-Workflow zu unterziehen. Ein Kundenunternehmen, das Gesundheitsprodukte vertreibt, stand bei der Einführung seines Wikis vor einer Herausforderung.

Nicht alle Infos im Wiki

Einerseits hielt man es für wünschenswert, dass sich die Mitarbeiter im Hinblick auf Produktinformationen auch über erfolgreiche Vertriebsargumente austauschen. Andererseits ist das ein Thema, bei dem man aufpassen muss: Nach der aktuellen Rechtslage ist gar nicht so leicht zu beurteilen, welche positiven Aussagen über ein Produkt erlaubt sind.

Wer von einem gesundheitlichen Nutzen spricht, der nach diesen gesetzlichen Vorschriften nicht nachweisbar ist, sieht sich schnell mit einem kostspieligen Verfahren konfrontiert. Um den Beschäftigten solchen Ärger zu ersparen, war es dem Unternehmen ein dringendes Anliegen, sensible Verkaufsargumente einem Workflow zu unterwerfen, in dem ein Experte über die juristische Korrektheit wacht. Eine ähnliche Interessenlage darf man bei Firmen vermuten, die Know-how vor Wettbewerbern schützen und manche Information nicht in ihrem Wiki sehen wollen.

Die Abacus-alpha-Erweiterung hat nun zwei neue Leistungsmerkmale erhalten: Die Inhalte, die Berechtigungen unterliegen, sind integraler Bestandteil einer Wiki-Seite. Und es lassen sich im Vorhinein Strukturen anlegen, die diese Beschränkungen abbilden. Es kann also beispielsweise eine Struktur für ausgewählte Produktseiten geben, in der die Vertriebsargumente automatisch einem Veröffentlichungs-Workflow unterliegen.

Minimaler Technikaufwand

"Technisch ist das recht einfach", sagt Obadovic. "Die Hauptarbeit liegt darin, zu entscheiden, welche Inhalte einer Beschränkung unterliegen und welche allen Wiki-Nutzern zur Verfügung stehen sollen."