Corporate Universities unter Druck

17.02.2005
Von Gabriele Müller

"Mir ist für 2004 keine einzige Neugründung bekannt, und auch in diesem Jahr dürfte es nicht anders sein", sagte Augustin Süßmair, Betriebswirtschaftsprofessor an der Universität Lüneburg auf einer Veranstaltung von Marcus Evans Conferences zum Thema "Corporate University und Corporate Learning" in Köln. Das Fazit des Wissenschaftlers: "Der Hype ist vorbei."

In über 80 deutschen Unternehmen existieren Corporate Universities, in USA sind es dagegen 2000. (Foto: Dynamic Graphics)

So versteht sich die Bertelsmann-University als Teil des Corporate-Management-Development und arbeitet dabei eng mit der Personalabteilung zusammen. Die Teilnehmer an den drei laufenden Programmen - jeweils für Junior, Senior und Executives sowie ein spezielles Leadership-Angebot - werden dezentral von den einzelnen Bertelsmann-Gesellschaften im In- und Ausland ausgewählt. Bei der Entwicklung und Umsetzung der Studiengänge kooperiert das Unternehmen mit renommierten Partnern wie etwa den Business-Schools Insead und IESE, dem Media Lab des MIT oder der Unternehmensberatung McKinsey. "Dadurch können wir immer die neuesten und relevanten Entwicklungen in den strategischen Kernthemen vermitteln", betont Bertelsmann-University-Direktorin Christine Scheffler.Fachübergreifende Themen

Auf eine lange Geschichte blickt das Robert Bosch Kolleg zurück. Als es 1980 gegründet wurde, redete noch niemand von Corporate Universities. Trotzdem klingt der damals formulierte Auftrag immer noch aktuell, nämlich die "wissenschaftlich tätigen Bosch-Mitarbeiter über den Fortschritt der Erkenntnisse auf wichtigen, das Arbeitsgebiet berührenden Wissensgebieten in Form eines betriebsinternen, zeitlich nicht zu knapp bemessenen Zusatzstudiums zu informieren".

Heute - so der Leiter Bernward Böning - stehen in der Bildungseinrichtung des Automobilzulieferers vor allem fachübergreifende Themen auf der Tagesordnung - zum Beispiel im Bereich der Kraftfahrzeugtechnik, der "softwareintensiven Systeme" oder der allgemeinen Unternehmensführung. "Inzwischen hat sich der Auftrag des Robert Bosch Kollegs erweitert", so Böning. Neben den Wissenstransfer von der Hochschule, der weiterhin sehr wichtig ist, sind nun auch der interne Austausch zwischen den Unternehmensbereichen und das Benchmarking mit anderen Firmen getreten. Die Schwaben setzen vor allem auf die direkte Kommunikation von Experten und Führungskräften im Unternehmen; das Thema E-Learning spiele dabei noch keine große Rolle.Aus Powerpoint wird E-Learning

Das ist im Siemens-Com-Bereich anders. Bei dessen "I and C Training Institute", das 100000 Mitarbeiter in über 75 Ländern schult, ist der Anteil der gebuchten E-Learning-Kurse von etwa 20000 im Jahr 2000 auf knapp 70000 im Jahr 2003 angestiegen. "Die Kombination verschiedener Lehrformen aus traditionellem Training und E-Learning-Methoden hat sich als erfolgreich herausgestellt", berichtet Claudia Stetter, Com-Training-Manager.