Vor einem Jahr noch war Tim Böger weit optimistischer, was den Anstieg der Gehälter für IT-Führungskräfte angeht. Der Geschäftsführer der Vergütungsberatung Personalmarkt aus Hamburg, die im Auftrag der COMPUTERWOCHE die Gehälter der IT-Fach- und Führungskräfte eruiert, äußerte damals: "Angesichts des knappen IT-Personals werden die Gehälter auch in den nächsten Jahren stetig steigen." Böger ist in guter Gesellschaft, denn vor einem Jahr hing der Wirtschaftshimmel voller Geigen, und Anzeichen einer Krise waren eigentlich nicht sichtbar.
- Wer verdient wieviel?
Das Gehalt hängt von vielen Faktoren ab: Ausbildung und Berufserfahrung spielen eine wichtige Rolle ebenso wie die Region und die Branche, in der die Firma tätig ist. Wir haben aus der Gehaltsstudie von COMPUTERWOCHE und Personalmarkt fünf Beispielsdatensätze herausgenommen, um zu zeigen, was einzelne IT-Fach- und Führungskräfte verdienen. - Der Softwareentwickler
Alter: 31 Jahre<br /> Ausbildung: Diplomingenieur (FH)<br /> Branche: Finanzdienstleister<br /> Region: Norddeutschland<br /> Prämie: 3.400 Euro<br /> Jahresgehalt: 58.000 Euro - Die SAP-Beraterin (leitend)
Alter: 37 Jahre<br /> Ausbildung: Diplominformatikerin (Uni)<br /> Branche: Systemhaus<br /> Region: Frankfurt am Main<br /> Prämie: 14.000 Euro<br /> Jahresgehalt: 108.000 Euro - Der IT-Abteilungsleiter
Alter: 51 Jahre<br /> Ausbildung: Diplomingenieur (FH)<br /> Branche: Fahrzeugbau<br /> Region: Bayern<br /> Prämie: keine<br /> Jahresgehalt: 76.000 Euro - Der Projektleiter
Alter: 45 Jahre<br /> Ausbildung: Diplominformatiker (Uni)<br /> Branche: IT-Systemhaus<br /> Region: Baden-Württemberg<br /> Prämie: 23.000 Euro<br /> Jahresgehalt: 128.000 Euro - Der IT-Leiter
Alter: 42 Jahre<br /> Ausbildung: Diplominformatiker (Uni)<br /> Branche: Maschinenbau<br /> Region: München<br /> Prämie: 21.000 Euro<br /> Jahresgehalt: 160.000 Euro
Heute ist Böger vorsichtig optimistisch. Das Gehaltsniveau bleibe hoch, aber: "Für die nähere Zukunft ist nicht unbedingt mit einem weiteren starken Ausbau der variablen Bestandsteile zu rechnen." Seine Begründung: Vergütungsmodelle mit leistungsabhängigen Komponenten sind bereits weit verbreitet. Laut Personalmarkt-Statistiken arbeiten über 70 Prozent der Firmen mit variablen Einkommenselementen. Dieser hohe Prozentsatz werde nicht mehr groß wachsen. Was allerdings weiter ein ständiges Thema bleibe, sei die Individualisierung der Vergütung: "Einzelne Leistungen werden stärker belohnt." Ebenfalls nicht von der Tagesordnung verschwinden werde die Diskussion bezüglich der Transparenz. "Mitarbeiter wollen wissen, warum und wofür mehr gezahlt wird", berichtet Böger.
Pauschale Erhöhungen bilden die Ausnahme. Die aktuelle Untersuchung zeigt deutlich, dass die hohen Grundgehälter stagnieren oder sogar zurückgehen - das Gleiche gilt zum Teil auch für den variablen Teil. Bestes Beispiel dafür sind die Bereichsleiter in großen Anwenderunternehmen. So verdient ein IT-Bereichsleiter in der Bankenwelt im Durchschnitt 168.000 Euro als Grundgehalt (Vorjahr 165.000 Euro), allerdings reduziert sich sein Bonus, der dazu addiert wird, im Vergleich zum Vorjahr um 10.000 Euro auf 49.000 Euro im Jahr. Und angesichts der aktuellen Misere in der Finanzwelt ist wohl damit zu rechnen, dass dieser Wert nochmal zurückgeht. Nicht besser ergeht es den Kollegen aus der Autobranche. Auch hier hat Personalmarkt einen Rückgang der Boni um durchschnittlich 10.000 Euro auf 39.000 Euro errechnet. Abwärts entwickelt sich auch das Grundgehalt der IT-Bereichsleiter, das um drei Prozent auf 129.000 Euro gesunken ist.