Martin Schallbruch x Bundesinnenministerium

Hüter des biometrischen Passes

04.11.2005
Von Johannes Klostermeier
Zwei wichtige Aufgaben hat der IT-Direktor des Bundesinnenministeriums: die neuen biometrischen Reisepässe einzuführen und die Initiative Bund Online 2005 umzusetzen.

Martin Schallbruch ist der erste IT-Direktor im Bundesministerium des Innern. Angetreten hat der Diplominformatiker sein Amt 2002, nachdem er in der Behörde zunächst als Persönlicher Referent der damaligen Staatssekretärin Brigitte Zypries gearbeitet hatte.

Zuletzt war Schallbruch mit der Einführung des biometriegestützen Reisepasses beschäftigt. In den eingebauten Chips wird zunächst ein digitalisiertes Lichtbild integriert, später kommt noch ein Fingerabdruck dazu. Der IT-Direktor half dabei, die Merkmale und die richtige Technik auszuwählen. "Es mussten Rechtsgrundlagen geschaffen, ein Technologie- und ein Sicherheitskonzept ausgearbeitet werden", sagt der 40-Jährige über das zweieinhalbjährige Projekt. Der biometrische Reisepass galt als Steckenpferd des ehemaligen Innenministers Otto Schily.

Doch trotz der Unterstützung von ganz oben gab es Diskussionsbedarf, um sich mit den beteiligten Ländern auf einen Standard zu einigen. "Die Komplexität ergibt sich aus der internationalen Abstimmung sowie aus der rechtlichen, organisatorischen und technischen Umsetzung in Deutschland", sagt Schallbruch. 6500 Passbehörden gibt es hierzulande, deren Mitarbeiter geschult werden müssen. Dazu kam, dass Öffentlichkeit und Datenschützer das Projekt heftig kritisierten.

Schallbruchs zweite Aufgabe ist es, die Initiative Bund Online 2005 IT-technisch umzusetzen. Bis zum 31. August 2005 sollten 376 E-Government-Projekte verwirklicht werden. "383 Projekte sind mit dem heutigen Tag abgeschlossen, 100 sind noch in der Pipeline", berichtet Schallbruch. Die Spannbreite reicht vom Online-Rentenantrag bis hin zur Beantragung von Bildungskrediten für Studenten, wo bereits 80 Prozent der Anträge im Web gestellt werden.

Die Entwicklung neuer Sicherheitstechnologien wie Trusted Computing und Next-Generation Secure Computing Base bezeichnet Schallbruch als besonders interessant. "Kryptografie liegt mir am Herzen. Die elektronische Kommunikation ist ein beliebtes Angriffsziel von Spionage auch in Deutschland." Bei der Nutzung von IT-Sicherheitstechnik sei die Bundesverwaltung schon jetzt innovativ. "Auch der fortschreitende Einsatz von Open-Source-Software verdient Erwähnung", sagt er.

Das nächste große Projekt ist die Einführung des elektronischen Personalausweises, die für Anfang 2007 geplant ist. "Damit kann sich jeder Bürger über das Netz authentifizieren, bei Verwaltungsgängen oder beim Online-Shopping," sagt Schallbruch. n

Johannes Klostermeier