Allein unter Männern

Wie sich IT-Frauen durchsetzen

30.10.2008
Von 
Karen Funk ist Senior Editor beim CIO-Magazin und der COMPUTERWOCHE (von Foundry/IDG). Ihre inhaltlichen Schwerpunkte sind IT-Karriere und -Arbeitsmarkt, Führung, digitale Transformation, Diversity und Sustainability. Als Senior Editorial Project Manager leitet sie zudem seit 2007 den renommierten IT-Wettbewerb CIO des Jahres. Funk setzt sich seit vielen Jahren für mehr Frauen in der IT ein. Zusammen mit einer Kollegin hat sie eine COMPUTERWOCHE-Sonderedition zu Frauen in der IT aus der Taufe gehoben, die 2022 zum 6. Mal und mit dem erweiterten Fokus Diversity erschienen ist.
Die IT-Branche schreckt vor allem junge Frauen ab. Dabei hält sie spannende Jobs bereit, wie drei IT-Managerinnen (Bearingpoint, Intel, Salesforce.com) berichten.

"Die IT ist etwas Kreatives und Innovatives", schwärmt Bettina Gaab, EMEA IT Director beim Beratungshaus BearingPoint. "Es gibt fast nichts, was sich so schnell wie die IT entwickelt und unser tägliches Leben privat und im Unternehmen so stark beeinflusst. Und die Entwicklungsgeschwindigkeit wird noch zunehmen. Hier mit dabei zu sein und das weiterzuentwickeln, das finde ich einfach charmant." So würde die 46-jährige IT-Leiterin ihr Berufsumfeld beschreiben, wenn sie vor einer Klasse junger Mädchen stehen müsste und ihnen die IT als Berufsziel schmackhaft machen sollte.

IT vergrault Frauen

Allein unter Männern - in Meetings, Projektbesprechungen und auf vielen Fachterminen: Diese Situationen kennen Frauen in der IT gut.
Allein unter Männern - in Meetings, Projektbesprechungen und auf vielen Fachterminen: Diese Situationen kennen Frauen in der IT gut.
Foto: Getty Images

Nur wenige Frauen entscheiden sich für eine Ausbildung im Hightech-Bereich. Zwar stellten sie 2007 nach Angaben des Branchenverbandes Bitkom etwa die Hälfte aller Erstsemester an deutschen Universitäten, in den technischen Fächergruppen Informatik, Maschinenbau und Elektrotechnik waren es jedoch nur 16 Prozent. Noch dramatischer ist die Situation in den IT-Berufen der dualen Berufsausbildung: Der Anteil weiblicher Lehrlinge ist hier dem Verband zufolge seit 2002 von 14 auf 9,1 Prozent im Jahr 2007 zurückgegangen.

Der Bitkom fordert denn auch, dass sich die Bildungsstätten viel stärker für den Nachwuchs - ob männlich oder weiblich - engagieren sollten. Bereits in der Schule müsse die Begeisterung für Technologie geweckt werden. Mädchen sollten durch besondere Initiativen angesprochen und gefördert werden. Diese seien jedoch vielerorts rar. Als notwendig erachtet der Bitkom unter anderem die Einführung des Pflichtfachs "Informatik". Dass diese Maßnahme Erfolg haben könnte, belegt auch eine Studie der Technischen Universität München: Schüler, die das Fach Informatik in der Schule hatten, entscheiden sich demnach eher für einen entsprechenden Studiengang.

Frauen in der IT sind Mangelware

  • Der Anteil der weiblichen IT-Profis in Unternehmen schwankt hierzulande zwischen 16 und 20 Prozent (Bundesagentur für Arbeit).

  • Der Anteil der Frauen bei den Erstsemesterstudenten 2007 in den Fächern Informatik, Maschinenbau, Elektrotechnik liegt bei 16 Prozent (Bitkom).

  • Der Frauenanteil in den IT-Berufen der dualen Beraufsausbildung (2007) beträgt 9,1 Prozent (Bitkom).

  • Der Frauenanteil der Studienanfänger in Frankreich, Spanien und Italien beläuft sich auf 30 Prozent (VDI).

Mädels wollen Ärztinnen werden

Angesichts der derzeit 40.000 offenen Stellen für IT-Experten traut sich Bitkom-Präsident August-Wilhelm Scheer sogar zu provozieren: "Die jungen Frauen sollten die Berufschancen im Umfeld moderner Technologien aktiv nutzen, statt den alten Rollenbildern nachzuhängen." Tatsächlich, so zeigt eine Studie des Deutschen Jugendinstituts 2007, in der Kinder in den siebten Klassen befragt wurden, dominieren traditionelle Berufsvorstellungen: Die Mädchen nannten als Traumberufe Ärztin (zwölf Prozent), Erzieherin (neun Prozent), Krankenschwester (acht Prozent) und Lehrerin (sieben Prozent); bei den Jungen war der Bereich "Computer" zumindest auf Rang vier (acht Prozent) vertreten - nach Technisches Handwerk, Polizei/Militär und Fußballprofi.