Young Professional

Wie der IT-Nachwuchs tickt

23.04.2008
Von Anja Dilk und Heike Littger
Wie erleben Young Professionals 2008 ihren Arbeitsalltag? Was ist ihnen wichtig, wo wollen sie hin? Die COMPUTERWOCHE hat sechs von ihnen befragt.

André liebt vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten. Heute hat er einen Job, der für ihn wie großes Kino ist. Benjamin genießt das lockere Arbeitsumfeld. Dart, Flipper, kein Krawattenzwang, flexible Arbeitszeiten, er fühlt sich enorm wohl bei seinem neuen Arbeitgeber. Katharina hat Polen lieben gelernt. Mit Elan stürmt sie im neuen Dresdener Tochterunternehmen eines Warschauer Softwareentwicklers die Karriereleiter empor. Marcus hatte trotz hervorragender Qualifikationen Mühe, Arbeit zu finden. Immer wieder warf ihm sein Ausländerstatus Knüppel zwischen die Beine. Seit November hat er einen spannenden Job bei einem Global Player in Frankfurt am Main.

In der IT-Branche sind sie gefragt wie nie: die Young Professionals, die voller Ideen und beruflicher Ambitionen von den Hochschulen auf den Arbeitsmarkt treten. Sie suchen keine trockenen Standardjobs, sondern Aufgaben, die viel Abwechslung bieten. Sie lieben die Teamarbeit mit netten Kollegen, mögen flache Hierarchien und ein lockeres Betriebsklima. All das zählt viel, nicht das Geld allein. Dafür sind sie aber auch bereit, ranzuklotzen mit ganzer Kraft. Neues auf die Beine zu stellen, Hürden zu überwinden, wenn nötig.

Katharina Somieski, 25 Jahre, Projektleiterin Entwicklung bei Comarch, Dresden

Polen - weiche Auen, satte Wiesen. Seen, glitzernd im Sonnenlicht. Katharina Somieski hat ihre sechs Monate Praktikum beim Softwareanbieter Comarch ungemein genossen. Das junge Team in der Warschauer Firmenzentrale. Die lockere Lebensart der Menschen. Die fröhlichen Betriebsausflüge in die Masuren, gemeinsames Schwitzen bei Sportwettkämpfen. Fußball, Basketball. Um so mehr freute sich die 25-Jährige über das Angebot der Warschauer, als sie ihr Diplom als Medieninformatikerin an der TU Dresden frisch in der Tasche hatte: "Wir gründen ein Tochterunternehmen in Dresden - wollen Sie dort mitarbeiten?"

Lust auf Osteuropa: Katharina Somieski heuerte bei einem polnischen Softwarehaus an.
Lust auf Osteuropa: Katharina Somieski heuerte bei einem polnischen Softwarehaus an.
Foto: Katharina Somieski

Katharina Somieski hat den Schritt nicht bereut. Seit zweieinhalb Jahren ist sie Entwicklerin bei der Comarch Software AG in der sächsischen Landeshauptstadt. Gut 70 Mitarbeiter hat die Niederlassung, die Zeichen beim polnischen Softwarehersteller stehen auf Expansion. Die Strukturen sind flexibel, die Hierarchien flach, das Durchschnittsalter liegt bei 29 Jahren. Ein idealer Rahmen, um durchzustarten. Somieski tat es mit Elan. Vor einem halben Jahr wurde sie zur Leiterin eines achtköpfigen Entwicklerteams befördert. "Ich war schon überrascht, dass es so schnell ging. Schließlich habe ich ja noch gar nicht so viel Erfahrung." Die 25-Jährige lächelt. "Aber es hat sich so ergeben."

Die Aufgabe liegt ihr. Sie kann gut organisieren und hat Freude daran, ihr Team anzuleiten und zu motivieren. Sie präsentiert gerne die neuesten Softwareprodukte auf Messen und Konferenzen, hat keine Scheu vor großem Publikum. "Weil ich weiß, dass ich fachlich gut im Thema bin." Gerade erst hat Somieski das neue ERP-System von Comarch auf der CebIT vorgestellt. Aufgeregt war sie davor kaum.

Natürlich, für eine Berufsanfängerin wie sie gibt es im Arbeitsalltag immer wieder Rechnungen mit vielen Unbekannten, vieles macht sie zum ersten Mal. Manchmal wäre es leichter, wenn sie einen erfahrenen Kollegen zur Seite hätte. Stattdessen greift Katharina Somieski zum Telefon. Ruft in Polen an, bei der Mutterfirma, tauscht sich regelmäßig aus. Und versucht ihre Aufgaben bestens zu erfüllen. Mit dieser Strategie ist sie bisher gut gefahren: "Durch den Erfolg habe ich immer neue Projekte gewonnen."