Keine erleichterte Zuwanderung für Informatiker

28.08.2007
Obwohl Verbände und IT-Unternehmen seit Monaten auf den Fachkräftemangel in ihrer Branche hinweisen, werden die Informatiker in den neuen Zuwanderungsregelungen nicht berücksichtigt.

Katerstimmung und Zweckoptimismus herrscht im Bitkom vor, dem Verband der IT-Industrie. Der Grund: Die Bundesregierung hatte sich auf ihrer Klausurtagung in Meseberg beim Thema Zuwanderung darauf geeinigt, den Arbeitsmarkt nur für Maschinenbau- und Elektroingenieure aus den zwölf neuen EU-Ländern ab dem 1. November zu öffnen. Bundeswirtschaftsminister Michael Glos hatte dabei vor den Folgen des Fachkräftemangels gewarnt und den drohenden Verlust an Wertschöpfung auf bis zu 20 Milliarden Euro beziffert.

Nicht auf der Liste stehen indes die Informatiker. "Die Chance auf eine Öffnung des Arbeitsmarktes ist nicht genutzt worden", kritisiert der neue Präsident des Bitkoms August-Wilhelm Scheer die Beschlüsse der Regierung. Der Professor und Unternehmer weist darauf hin, dass 40 000 Stellen für IT-Fachkräfte offen seien, 20 000 in der IT-Industrie und noch mal die gleiche Zahl in Anwenderbranchen wie Automobil, Finanzinstituten oder Handel. Es gehe nicht darum, einen kurzfristigen Bedarf auf dem Arbeitsmarkt zu decken, sondern den weltweiten Wettbewerb um Talente aufzunehmen, "um die Innovationskraft des Landes" zu erhalten.

Der Bitkom erinnert an die schlechten Erfahrungen mit der Green-Card. Sie habe gezeigt, dass ein Gastarbeiterstatus für Hochqualifizierte nicht interessant sei. Den Fachkräften müsse die Möglichkeit gegeben werden, dauerhaft in Deutschland zu bleiben. Bislang mussten Ausländer dazu ein jährliches Einkommen von 85 000 Euro nachweisen. Diesen Betrag möchte der Bitkom halbiert sehen.

Stephan Pfisterer, Bildungsexperte des Verbands, ist optimistisch, dass die Informatiker zumindest zu einem späteren Zeitpunkt in den Zuwanderungsbestimmungen berücksichtigt werden. Immerhin habe der Bitkom seit Monaten auf die Personalmisere in der Branche aufmerksam gemacht. Wie Scheer betont, hat sich die Zahl der Arbeitslosen in der IT in den beiden letzten Jahren auf 30 000 halbiert. Er spricht von "Vollbeschäftigung".

Wie aus den beiden Ministerien für Wirtschaft und für Arbeit zu erfahren ist, darf sich der Bitkom Hoffnung machen. Demnach arbeitet die Regierung an einem Gesamtkonzept, das die Einreisebedingungen für High Potentials klären soll. Um die Wirtschaft nicht zu gefährden, habe man spontane Maßnahmen im Bereich Maschinenbau und Elektrotechnik beschlossen. Gedacht sei an langfristige Maßnahmen wie die Einführung eines Punktesystems, wie es Kanada praktiziere, das die Zuwanderung nach Qualifikation, Sprachkenntnissen und Alter steuere. (hk)