IT-Vollbeschäftigung – Bitkom fordert leichtere Zuwanderung

23.08.2007
Der Branchenverband Bitkom hat wieder einmal die Werbetrommel für den einfacheren Zuzug von ausländischen Fachkräften gerührt. Mindestens 35.000 IT-Stellen seien hierzulande unbesetzt, und die Situation werde sich noch verschärfen.

"Die Hightech-Industrie in Deutschland braucht angesichts des akuten Fachkräftemangels qualifizierte Zuwanderer", berichtet der Branchenverband Bitkom in einer aktuellen Mitteilung. Nach aktuellen Berechnungen der Organisation gibt es derzeit im IT-Sektor rund 25.000 bis 28.000 offene Stellen. Zusätzlich würden die Anwenderbranchen vom Maschinenbau über den Handel bis zu Finanzinstituten mehr als 10.000 weitere IT-Fachkräfte suchen. "Die Politik muss die Hürden für hochqualifizierte Zuwanderer aus dem Weg räumen", fordert Bitkom-Präsident August-Wilhelm Scheer (Foto). Die Reform des Zuwanderungsgesetzes sollte die Einkommensgrenzen als Voraussetzung für eine dauerhafte Niederlassungserlaubnis von 85.000 Euro halbieren und die Arbeitsmöglichkeiten für ausländische Studierende erleichtern, die in Deutschland ihren Abschluss machen, so der Bitkom-Chef. Kern der Reform müsse die Einführung eines Kriterienkatalogs sein, der die Zuwanderung nach Merkmalen wie Qualifikation, Sprachkenntnissen und Alter steuert.

"Eine gesteuerte Zuwanderung entlastet die Sozialsysteme, stärkt das Wirtschaftswachstum und führt zur Schaffung neuer Arbeitsplätze", führte Scheer weiter aus. Seine Devise: "Arbeit schafft Arbeit." Der Verband und einige Wirtschaftswissenschaftler setzen sich für die Einführung eines Kriterienkatalogs (Punktesystem) für die Auswahl von Zuwanderern ein. "Ein Kriterienkatalog ist kein Automatismus für Zuwanderung, sondern ein flexibles Steuerungsinstrument", betont Scheer. Die Politik könne damit von Jahr zu Jahr neu entscheiden, ob und wenn ja wie viele Zuwanderer nach Deutschland kommen dürfen.

Grund für den Fachkräftemangel sei der Boom im IT-Sektor bei Softwareunternehmen und IT-Dienstleistern, die in Deutschland auf ein Marktvolumen von rund 50 Milliarden Euro kommen. Gesucht würden vor allem Softwareentwickler, IT-Projektmanager und IT-Berater. Auf dem Arbeitsmarkt seien IT-Spezialisten aber nur noch schwer zu bekommen. Die Zahl der arbeitslosen Datenverarbeitungsfachleute habe sich laut Bitkom seit Anfang 2005 auf aktuell rund 30.000 halbiert. "Das entspricht in diesem Berufsfeld Vollbeschäftigung", so Scheer.

In den kommenden Jahren werde sich der Fachkräftemangel bei stabiler Konjunktur verschärfen, warnte der Branchenverband. Die Studienanfängerzahlen im Fach Informatik seien seit dem Jahr 2000 um ein Viertel auf rund 28.000 (2006) eingebrochen. Nach der aktuellen Abbrecherquote erreicht davon nur etwa die Hälfte einen Abschluss. Reformen im Bildungssystem seien daher die zweite große Herausforderung zur Bekämpfung des Fachkräftemangels, so Scheer. Auch die Unternehmen müssten ihre Investitionen in der Aus- und Weiterbildung erhöhen. (ajf)