Standard Life spart 16 Millionen Pfund mit SOA

30.10.2007
Mit wiederverwendbaren Softwaremodulen in einer Service-orientierten Architektur (SOA) sparte der schottische Versicherer Standard Life innerhalb von drei Jahren rund 16 Millionen Pfund, umgerechnet knapp 23 Millionen Euro.

Standard Life mit Hauptsitz im schottischen Edinburgh gilt als Pionier in Sachen SOA. Inzwischen greifen mehr als 200 Anwendungen auf eine Code-Bibliothek mit 440 Software-Services zurück, berichtet Group Technology Director Russell Irwin. In rund 1200 Fällen seien Softwaremodule bisher mehrfach verwendet worden. Damit habe Standard Life in einem Zeitraum von drei Jahren fast 16 Millionen britische Pfund, umgerechnet knapp 23 Millionen Euro, an Entwicklungskosten sparen können.

"Seit dem Jahr 2005 ist die Zahl der 'konsumierenden Applikationen' von 70 auf 200 gestiegen", so der Manager. Derek Ireland, verantwortlich für die IT-Architektur von Standard Life, unterstreicht die Bedeutung der SOA für das Kerngeschäft: Viele der strategischen Kernprodukte des Versicherers nutzten bereits die SOA-Infrastruktur. "Wir haben ein (…) Framework, auf dessen Basis wir Anwendungen ausliefern." Um daraus resultierende Einsparungen beziffern zu können, zähle Standard Life jede Wiederverwendung eines Softwareservices und weise dem Service einen Standardwert zu. Die mehrfache Nutzung der Module habe auch dazu beigetragen, dass Projekte schneller abgewickelt werden. Mit der gleichen Anzahl der IT-Mitarbeiter, gegenwärtig rund 1000, könne das Unternehmen nun mehr IT-Vorhaben als ohne die SOA stemmen.

Erste Schritte in Richtung einer Service-orientierten Architektur gingen die Schotten bereits im Jahr 1999 (siehe auch Wie Standard Life mit SOA Kosten spart). Nach Einschätzung von Forrester Research besitzt der Versicherer inzwischen eine der ausgereiftesten SOA-Plattformen in Europa. Von Anfang an verfolgte der Konzern, der weltweit fast 11 000 Mitarbeiter beschäftigt und sieben Millionen Kunden bedient, damit sowohl Geschäfts- als auch IT-Ziele.

Der Weg zur SOA führte über wiederverwendbare Business-Services, die unternehmensweiten Richtlinien für Design, Entwicklung, Test und laufenden Betrieb folgten. Die technische Basis für das Serviceportfolio bildet ein eigenentwickeltes SOA-Framework, das aus rund 100 000 Zeilen Java-Code besteht. Das Rahmenwerk wiederum stützt sich auf eine Middleware-Plattform aus IBM-Produkten, darunter der "Websphere Application Server", Websphere MQ" und der "Websphere Message Broker."

Neben beschleunigten IT-Projekten biete die SOA einen weiteren wichtigen Vorteil, erläutert Ireland: Die zahlreichen Legacy-Datenbanken im Backend könne Standard Life vorerst weiter nutzen, wenn diese mit konsistenten Frontend-Funktionen versehen werden (siehe auch Banken modernisieren die IT mit SOA). Damit würde dem Unternehmen der Druck genommen, Altsysteme rasch zu ersetzen. Mit der SOA gewinne man die nötige Flexibilität, Migrations-Projekte zur "richtigen Zeit und aus den richtigen Gründen" anzustoßen.

Die IT-Infrastruktur von Standard Life ist über viele Jahre gewachsen und entsprechend heterogen. Neben Intel-basierenden Servern und Midrange-Systemen unter dem Unix-Derivat AIX nutzen die Schotten mehrere IBM-Großrechner. Hinzu kommen verschiedene Datenbank-Management-Systeme, darunter Oracle und IBM DB2.

Mehr zum Thema Legacy-Modernisierung und Service-orientierte Architekturen finden Sie auch im SOA-Expertenrat der COMPUTERWOCHE. (wh)