Berufsbild

Warum Informatik Spaß macht

15.02.2008
Von Ann-Kristin Koch
Informatikstudiengänge haben Imageprobleme: - zu schwer, hohe Abbruchsquoten, wenig Frauen. Drei Young Professionals und ein alter Hase erklären, wieso sie jederzeit wieder Informatik studieren würden und weshalb das Fach Spaß macht.

Derzeit gibt es laut Branchenverband Bitkom fast 43.000 offene Stellen für IT-Spezialisten in Deutschland. Die Rahmenbedingungen für Informatiker sind gut, aber "das deutsche Bildungssystem kann den Bedarf der Wirtschaft an Informatikern zurzeit einfach nicht decken", klagt Bitkom-Präsident August-Wilhelm Scheer. "Die Studiengänge und auch der Informatikunterricht an Schulen müssen einen stärkeren Praxisbezug bekommen, um wieder mehr junge Menschen für das Fach zu begeistern", so der Bitkom-Chef. Dabei ist es noch nicht lange her, da gab es einen regelrechten Run auf das Fach. Die jungen Studierenden sahen in Zeiten des Internet-Booms in der Informatik den Freifahrschein zu hoch bezahlten Jobs. Als die Dotcom-Blase vor rund sieben Jahren platzte, endete auch der Run auf die mehr als 150 Informatikstudiengänge in Deutschland.

Informatik ist kein Selbstzweck

"Das Image vom Hacker und Zocker im stillen Kämmerlein ist passé. Heute sind Informatiker global im Einsatz, müssen kommunizieren und interdisziplinär arbeiten", erklärt Nils Müller. Der Diplominformatiker weiß, wovon er spricht. Er ist als Produktentwickler bei der Duisburger Cundus AG tätig. Beim Spezialisten für Business Intelligence programmiert er zu 50 Prozent an einem neuen Tool, die anderen 50 Prozent seiner Arbeitszeit ist er in einer Pre-Sales-Funktion tätig und prüft direkt beim Kunden die technischen Voraussetzungen zur Softwareimplementierung. Der junge IT-Experte hat sich bewusst für diese Doppelrolle entschieden und sieht darin auch den Reiz seines Jobs: "Die Informatik ist für mich nicht Selbstzweck, sondern Werkzeug, um die Herausforderungen zu meistern." Der Weg dahin sei aber nicht immer Zuckerschlecken gewesen, gibt er zu. Der 28-Jährige hat Kerninformatik an der Universität Dortmund studiert.

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Warum gibt es so viele Studienabbrecher im Studiengang Informatik? Was macht das Fach so schwer? Welche Eigenschaften und Fähigkeiten braucht man, um im Informatikstudium und später in der IT Erfolg zu haben? Wenn Sie uns Ihre Meinung dazu sagen möchten, können Sie das gerne tun – in unserem Informatik-Forum.

Fallstrick Mathematik

Nils Müller, Cundus: 'Das Image des Informatikers als Hacker und Zocker im stillen Kämmerlein ist längst passé.'
Nils Müller, Cundus: 'Das Image des Informatikers als Hacker und Zocker im stillen Kämmerlein ist längst passé.'
Foto: Nils Mueller

Müller hatte beste Voraussetzungen: mathematikbegeistert, interessiert, Probleme zu lösen, und Spaß an Algorithmenentwürfen. "Und doch hatte ich an der Mathematik ganz schön zu knabbern, Mathe fand plötzlich auf einem ganz anderen Niveau als in der Schule statt", so der Nachwuchsentwickler. Mit dem erfolgreich bestanden Mathematikschein in der Tasche lief dann alles wie am Schnürchen. Müller lernte in der Theorie, komplexe Probleme zu lösen, die wenig später auch in der Praxis vorkamen. "Haben wir an einem Tag mittels Algorithmen kürzeste Verbindungen zwischen Punkt A und Punkt B errechnet, sahen wir am Tag darauf solche Funktionalitäten schon im Alltag wie etwa bei Google-Maps."

Neben Problemen aus der künstlichen Intelligenz beschäftigte sich Müller mit Fuzzy-Logik und Bayesschen Netzen. Voraussetzung dafür waren analytisches Denken und die Begeisterung, komplexe Probleme und Handlungsfolgen verstehen zu wollen: "Informatiker sollten an das Eingeweide des PCs wollen und Spaß an Mathe haben. Wer nur gerne spielt oder chattet, wird scheitern."