Metro-Tochter streicht 3000 Stellen

Media-Saturn schreibt rote Zahlen

26.07.2011
Media Markt und Saturn machen Verluste. Der Online-Handel soll nun eine Trendwende für die ehemaligen Wachstumsträger des Metrokonzerns bringen.

Europas größte Elektronikketten Media Markt und Saturn haben erstmals seit zwei Jahren rote Zahlen geschrieben. Grund für die derzeitige Schwäche sei auch der späte Start ins Internetgeschäft, erklärte der Mutterkonzern Metro am Dienstag. Um den Anschluss an die Konkurrenz von Amazon und Co zu finden, startet Metro nun eine eigene Online-Strategie. Die Gesamtjahresprognose für das Ergebnis bestätigte der Konzern.

Die Tochter Media-Saturn weise im zweiten Quartal einen operativen Verlust (EBIT) vor Sonderfaktoren von 44 Millionen Euro aus, hieß es bei Metro. Im zweiten Quartal 2010 hatte Media-Saturn an gleicher Stelle noch einen Gewinn von 41 Millionen Euro verbucht. Die Nachrichten seien zwar negativ, aber am Markt sei eine verminderte Gewinnprognose für den Gesamtkonzern erwartet worden, sagten Börsianer. Die Metro-Aktie stand am Mittag an der Dax-Spitze. Die Papiere legte bis zum Mittag um 1,75 Prozent auf 39,28 Euro zu. Sein vollständiges Zahlenwerk für das zweite Quartal will Metro nächste Woche vorlegen.

Die Online-Strategie von Media-Saturn sieht eine Verzahnung des stationären Geschäfts mit den jeweiligen Online-Shops vor. Saturn.de soll im Oktober starten und Media Markt im Januar folgen. Zusätzlich hat die Metro bereits den Vollanbieter Redcoon gekauft, dessen Geschäft weiter ausgebaut werden soll. Weitere Akquisitionen sollen folgen. Media-Saturn strebt eigenen Angaben zufolge die Online-Marktführerschaft in Europa an. Bis 2015 soll sich der im Internet erzielte Umsatz auf fünf Milliarden Euro belaufen.

Die Elektronikketten Media Markt und Saturn waren über viele Jahre die Wachstumslokomotive im Konzern. Seit einigen Quartalen verliert die Tochter aber an Boden. Bereits im Weihnachtsquartal 2010 hatte Media-Saturn die Anleger mit überraschend schlechten Zahlen geschockt. Auch zwischen April und Juni musste die Tochter der Metro zufolge flächenbereinigt einen starken Umsatzrückgang verbuchen - vor allem in Deutschland. Im Vorjahr hatte die Fußballweltmeisterschaft mit einer starken Nachfrage nach Fernsehern noch die Kassen klingen lassen.

Zusätzliche Kosten kommen im zweiten Quartal 2011 auf Media-Saturn für die Expansion des Unternehmens ins Ausland zu. Zum einen summieren sich Anlaufverluste für Media Markt in China, zum anderen muss das Unternehmen noch die Kosten für die Aufgabe der Saturn-Geschäfte in Frankreich verkraften.

Seine Gesamtjahresprognose für das Ergebnis bekräftigte Metro. Alle anderen Vertriebslinien bewegten sich laut Finanzvorstand Olaf Koch im Rahmen der Markterwartungen. Weiterhin will der Konzern 2011 das EBIT vor Sonderfaktoren um rund zehn Prozent steigern. Um die Online-Strategie zu verkraften, muss die Metro weiter an der Kostenschraube drehen. Von 2012 bis 2014 sollen auf Konzernebene eine halbe Milliarden Euro eingespart werden.

3000 Stellen werden gestrichen

Media Markt und Saturn streichen europaweit 3000 Arbeitsplätze. Diesen Personalabbau gab das Unternehmen am Dienstag in Aschaffenburg als Bestandteil von massiven Kosteneinsparungen bekannt. Hintergrund ist der Preiskampf bei Fernsehern, DVD-Playern und bei anderer Elektronik. Um der wachsenden Konkurrenz durch das Internet Paroli zu bieten, planen Media Markt und Saturn weitere Preissenkungen.

Europas führende Elektronikhändler beschäftigen insgesamt 68.000 Mitarbeiter. Ohnehin gehen 2100 Stellen mit dem Rückzug von Saturn aus Frankreich verloren. Das Streichen der 3000 Stellen in diesemJahr komme hinzu und betreffe Verwaltungsjobs, erläuterte die Geschäftsführung. So sollen Aufgaben gebündelt werden. Der Verkauf in den Media-Märkten und den Saturn-Märkten sei von dem Stellenabbau nicht betroffen. Diesen wolle man zu einem Großteil damit umsetzen, das freiwerdende Stellen nicht wieder besetzt werden.

Mit dem Start der deutschen Online-Shops von Saturn im Oktober und Media Markt im Januar sollen jeweils 2500 Artikel in den Märkten der beiden Ketten zu den selben Preisen wie im Internet angeboten werden. Bereits in den vergangenen Monaten hatten Media Markt und Saturn mit Preissenkungen und Rabattaktionen auf den Verdrängungswettbewerb am Markt reagiert. (dpa/tc)