Zur nächsten Stromtankstelle

Shai Agassis Better Place entwickelt Navi-Software

15.09.2009
Von pte pte
Der Elektroauto-Dienstleister Better Place stellt auf der IAA in Frankfurt eine Lösung vor, die helfen soll, die Angst unter Elektroauto-Fahrern vor plötzlich leer werdenden Akkus zu reduzieren.

Eine Software mit dem Codenamen "AutOS" soll künftig dem Fahrer das Überwachen des Akkus abnehmen - sie verfolgt den Ladestatus, hat Kenntnis über das Elektrotankstellen-Netz und dirigiert den Fahrer rechtzeitig zur nächsten Lade- oder Akkuwechselstation. Dabei fungiert Better Place primär als Infrastrukturprovider, verdient also in erster Linie an der Benützung seiner Tankstellen. Gründer und CEO von Better Place ist der ehemalige SAP-Manager Shai Agassi.

Während die Software von Better Place kommt, wurde das Endgerät, die sogenannte "Head-Unit", vom deutschen Automobilzulieferer Continental entwickelt. Die ersten Länder, in denen Better Place eine Elektro-Infrastruktur aufbauen und bis 2016 rund 100.000 Kunden gewinnen will, sind Israel und Dänemark. Erste Tests dürften noch dieses Jahr starten. Zwei Automobilhersteller hat Better Place bereits auf seiner Seite: Nissan und Renault.

Von den Franzosen wird erwartet, dass auf der IAA ein Elektro-Konzeptauto vorgestellt wird. Der "Fluence ZE" soll ein auf die Better-Place-Infrastruktur optimierten Fünfsitzer mit rund 160 Kilometer Reichweite sein. "Durch die Kooperation mit Continental hat Better Place einen Partner mit viel Know-how. Ich könnte mir vorstellen, dass sich weitere Autohersteller mit Spezifikationen bei Continental melden, und ihre Autos fit für die Better-Place-Infrastruktur machen", sagt Markus Kreusch, Elektroautoexperte und Geschäftsführer des Energieberaters Stromprinz, im pressetext-Gespräch. Die angepeilten 100.000 Fahrzeuge bis 2016 hält er für durchaus realistisch.

"Es ist ein Energiemanagement-System, das sicherstellt, dass das Auto nie stehen bleibt", so Sidney Goodman, stellvertretender Verantwortlicher für Auto-Allianzen bei Better Place. "Wir erlösen die Fahrer davon, über den Akkustand nachdenken zu müssen", sagt er. Das besondere an der Software sei unter anderem, dass diese intelligent ist. Programmiert der Lenker etwa eine Strecke ein, die mit einer einzelnen Akkuladung nicht bewältigt werden kann, wählt das System automatisch die optimale Akkutausch-Station auf der Route aus. So informiert es den Fahrer beispielsweise, wenn eine Ladestation, wie sie Better Place derzeit in Japan testet, angefahren werden soll. Ignoriert der Fahrer die Information, sucht das System automatisch nach alternativen Möglichkeiten, den Akku zu laden und informiert den Lenker zusätzlich, wie weit er mit der vorhandenen Elektrizität noch kommt.

"Je nachdem wie man reagiert, wird sich die Software anpassen", sagt Goodman. Freilich kann die AutOS-Head-Unit nicht nur Tankstellen finden, sondern spielt auch digitale Medien ab und liefert zusätzliche Informationsdienste. Was genau alles über die Internetanbindung der Head-Unit aufs Auto geladen werden kann, ist noch unbekannt - Kreusch kann sich jedoch auch vorstellen, dass möglicherweise eine Art App-Store, wie er von Apple- und Android-Handys bekannt ist, kommt.

AutOS liefert nicht nur einzelnen Elektroauto-Benutzern Informationen, wo sie ihren Akku wieder laden können, sondern bietet auch die Möglichkeit, jederzeit Verbindung zum Better-Place-Netzwerk aufzunehmen. Die Verbindung erfolgt über Mobilfunk oder WLAN. Auf diese Art will der Elektroauto-Dienstleister dafür Sorge tragen, dass man durch Meldung vonseiten zu ladender Autos, Bedarfsspitzen bei der Elektrizität vorhersehen und besser bewältigen kann. Die Autos verteilt man dadurch optimal auf die in der Region vorhandenen Ladestationen. Eine intelligente Ladeoption ist in das System integriert, wodurch es, wenn möglich, über Nacht auflädt und den durch das Laden vieler Elektroautos anfallenden Strombedarf auf den Tag verteilt. (pte)