Handschriftlich

Autoren signieren Kindle statt Bücher

17.06.2009
Von pte pte
E-Book-Reader halten nun auch bei Lesungen Einzug in die Welt der Literatur. Immer häufiger kommt es vor, dass Besucher anstelle von Büchern ihre Kindles und iPods signieren lassen.

Laut "New York Times" berichten zunehmend mehr Schriftsteller davon, dass die Leute mit ihren E-Book-Readern zu den Lesungen erscheinen und ein Autogramm auf diese haben wollen. So erzählt etwa der US-Autor und Essayist David Sedaris, ein Mann namens Marty habe ihn kürzlich bei einer Lesung in Manhattan um das Signieren seines Kindle gebeten. Aufgrund der Außergewöhnlichkeit des Anliegens seien sogar Fotos von dem E-Reader-Autogramm gemacht worden.

Amazon hat sich noch nicht öffentlich dazu geäußert, ob es innerhalb des Unternehmens Aufzeichnungen darüber gibt, wie weit das Signieren von Kindle-Geräten inzwischen verbreitet ist. Allerdings wurde schon im Laufe des vergangenen Jahres immer wieder auf Lesungen beobachtet, dass Besucher um Autogramme auf ihre E-Book-Reader gebeten haben. Die begeisterte E-Reader-Nutzerin Holly West erzählt beispielsweise, bereits von mehreren Autoren Autogramme auf ihrem Kindle gesammelt zu haben.

"Ich habe mich ziemlich geschämt - als würde ich etwas Falsches machen", so West über ihre Bitte an die Romanautorin Jennifer Weiner bei einer Lesung in einer kalifornischen Buchhandlung von Barnes & Noble vor rund einem Jahr. Lesungen seien eine Promotion-Aktion für Buchhändler und Autor. Mit ihrer Bitte um ein Autogramm auf den E-Book-Reader habe sie den Buchladen aus diesem Prozess herausgenommen, erklärt West ihren "inneren Konflikt". Barnes & Noble ist mittlerweile auch selbst im E-Book-Geschäft aktiv. Die Buchhandelskette kaufte im März dieses Jahres den E-Book-Händler Fictionwise auf.

Sedaris spricht davon, bereits "mindestens fünf Kindle" und "eine stolze Anzahl von iPods - für Hörbuch-Nutzer" signiert zu haben. Der für seinen Humor bekannte Autor schreibt in einer E-Mail an die "New York Times" aber auch davon, diverse andere Dinge mit Autogrammen versehen zu haben. "Das Seltsamste, das ich je signiert habe, war ein künstliches Bein einer Frau", so Sedaris. Ob der Trend zu Autogrammen auf den Lesegeräten weiter um sich greifen wird, bleibt abzuwarten. Dass die klassischen Buch-Signierstunden aufgrund von Kindle, iPod und Co irgendwann der Vergangenheit angehören könnten, ist jedoch ebenso unwahrscheinlich wie das Verschwinden von Büchern generell. (pte)

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