Gartner-Analyse

Stärken und Schwächen gängiger Desktop-Virtualisierungslösungen

25.05.2010
Von Michael Kurzidim
Der Desktop der Zukunft ist ein Mashup. Gartner-VP Chris Wolf analysiert die Stärken und Schwächen der Desktop-Virtualisierungslösungen von Oracle, Microsoft, Citrix und VMware.

"Was die Hersteller Ihnen nicht verraten", darüber sprach Chris Wolf, Research Vice President bei Gartner, auf der VMworld in Kopenhagen. Wolf ging gnadenlos mit den Desktop-Virtualisierungsplattformen gängiger Hersteller wie Microsoft, Oracle, Citrix und VMware ins Gericht, lobte Stärken und geisselte Schwachstellen. Einige der Hersteller versprechen ihren Kunden eine TCO-Verbesserung von 50 Prozent, die durch Desktop-Virtualisierung erreichbar sei. Realistisch seien aber 12 bis 15 Prozent, sagte Wolf.

Für Grossunternehmen kommen eigentlich nur VMwares View 4,5 und Citrix Xendesktop 4 SP1 in die engere Auswahl. Microsoft VDI Suite Premium und Oracle VDI 3.2 sieht Wolf dagegen eher im KMU-Marktsegment angesiedelt. Die Stärken und Schwächen der Produkte im Detail:

Citrix Xendesktop 4 SP1 Platinum

Stärken: komplettes Set an Kernfunkktionalitäten, unterstützt Virtualisierungsplattformen unterschiedlicher Hersteller (neben Xenserver auch vSphere) und mehrere Endpoint-Betriebssysteme, starke Performance im WAN.
Schwächen: umständliches Management, Management-Konsolole nur bis 5000 Desktops ausgelegt, unzureichender Integritätscheck für Desktop-Images und Konfigurationsdateien.

VMware View 4.5 Premium

Stärken: gelungene Integration in die vSphere-Infrastruktur, solides Set an Kernfunktionalitäten, Management-Salierbarkeit bis 10.000 Desktops (best-in-class), einfache Implementation, "Active Directory"-Integration
Schwächen: mangelhafte Endpoint-Sicherheit (keine White List für Endgeräte, Alles-oder-Nichts-Prinzip), schlechte Unterstützung von PCoIP (z.B. keine Unterstützung von Riverbeds WAN-Beschleunigern), keine Xenapp-Integration, schlechte WAN-Performance.

Microsoft VDI Suite Premium

Stärken: gelungene Integration in Windows-Plattformen, gute Management-Funktionalität
Schwächen: Skalierbarkeit (unterstützt nur einige hundert Desktops), hohe Latenzzeiten und schlechte WAN-Performance, schlechte Unterstützung von Speicher-Array-Provisioning.

Oracle VDI 3.2

Stärken: integrierter Enterprise Stack, ausgezeichnetes Memory Page Sharing (best-in-class), Multi-Tenant-Architektur, Sun-Storage-Integration, breite Unterstützung von Gast-Betriebssystemen (Windows 2000/Vista/XP, Oracle Linux, Suse Linux, Ubuntu)
Schwächen: Skalierbarkeit (laut Oracle werden mehrere zehntausend Desktops unterstützt; dieser theoretische Wert ist aber nirgends belegt oder in Kundenverträgen fixiert), keine Integration von Fremdanbieter-Speicher (third party storage provisioning features)

Unternehmen migrieren auf Windows 7 und führen mit der Desktop-Migration auch gleich unfangreiche Desktop-Virtualisierungsprojekte durch. Dieser durch Windows 7 getriebene Virtualisierungs-Boom werde, schätzt Wolf, noch bis 2014 anhalten.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation Computerworld.ch.