Überlebenskampf im ERP-Geschäft

13.04.2005
Von 
Peter Gruber arbeitet für die Portale Computerwoche und CIO.
Die Pleite des größten deutschen Navision-Händlers BOG zeigt, dass die Luft im ERP-Markt dünn ist. Basel II, Investitionsstaus und relativ moderne Bestandssysteme stehen neuen Projekten im Weg.

Hier lesen Sie ...

  • warum ERP-Projekte momentan auf die lange Bank geschoben werden;

  • wie Händler von Microsofts ERP-Produkten Navision und Axapta den Markt beurteilen;

  • warum die ERP-Spezialisten des insolventen Systemhauses BOG so gefragt sind.

Bechtle-Chef Ralf Klenk: ERP-Systeme haben lange Laufzeit.
Bechtle-Chef Ralf Klenk: ERP-Systeme haben lange Laufzeit.

Die Insolvenz des Systemhauses Business Organization Group (BOG) in Münster spiegelt den unerbittlichen Wettbewerb am deutschen ERP-Markt wider - in diesem Fall unter den Anbietern der Produkte "Navision" und "Axapta". Dass die beiden Microsoft-Lösungen kein Freibrief für den Geschäftserfolg sind, musste die BOG jetzt schmerzlich erfahren, obwohl sie in Deutschland mit Abstand als umsatzstärkster Navision-Händler galt. "Die Probleme resultierten maßgeblich aus der ERP-Schiene", räumte Geschäftsführer Thomas Dillenseger gegenüber der computerwoche ein und fügte hinzu: "Wir sind nicht die Einzigen, die im ERP-Business zu kämpfen haben."

"Der deutsche Markt ist problematisch und stagniert, weil mittelständische Unternehmen ihre Investitionsentscheidungen auf die lange Bank schieben", bestätigt Ralf Ferner, Vorstandsvorsitzender der Naviconsult AG in Nürnberg, ebenfalls ein eingetragener Microsoft-Partner für Navision und Axapta. Nach der Jahr-2000- und Euro-Umstellung, so Ferner, bestehe für die Mittelständler derzeit kein unmittelbarer Druck, neue ERP-Projekte aufzusetzen. Außerdem führten die in Basel II geregelten Eigenkapitalrichtlinien zu erheblichen Restriktionen, die eine Finanzierung von IT-Projekten für Firmen schwierig machten. "Das Thema Finanzierung berührt uns immer mehr", beklagt er.

Bestandskunden bringen Umsatz

Laut Ferner läuft das Bestandskundengeschäft hierzulande zwar noch immer ordentlich, es gebe aber relativ wenige neue Vorhaben. "Das ist nicht nur ein Phänomen von Navision und Axapta", weist der Manager auf den Gesamtzustand des deutschen ERP-Marktes hin. Im Gegensatz dazu, so Ferner, entwickle sich das Business in den osteuropäischen EU-Beitrittsstaaten sehr gut.