CW-Prognosen 1994 im Reality-Check


 
5/30
Jan Bernd Meyer kommentiert:
"Apple ist heute dank Hardware (iPhones und iPads) in der Tat eine anerkannte Alternative. Es ist sogar vielmehr als das: Apple hat es verstanden, seinen Ruf als innovatives Unternehmen der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts – anders als Microsoft – zu erneuern.

Geschafft hat es das, weil es eine neue Hard- und Softwareplattform verbunden hat mit einem neuen Geschäfts-/Vertriebsmodell, das wiederum die Hardware-Plattform stärkt. Geschafft hat Apple das vor allem durch einen Zukauf im Jahr 1996: Damals akquirierte Apple die Next Inc. Damit auch holte Apple Steve Jobs wieder an Bord – zunächst als Berater, schnell aber wieder als Alleinregent. Jobs war nach einem verlorenen Machtkampf mit John Sculley 1985 bei Apple rausgeflogen. Er gründete daraufhin ein Jahr später mit einigen getreuen Apple-Vasallen Next. Jobs bezeichnete die Jahre bei Next als seine kreativste Phase.

Mit der Übernahme von Next durch Apple 1996 fanden auch viele der innovativen Technikkonzepte Eingang in Apple-Hard- und Software. So gründet etwa das Mac OS X auf dem Nextstep-Betriebssystem. Diese plattformunabhängige Software lief auf Intel-, Motorola-, PA-RISC-, Sun-Sparc- und IBM-PowerPC-Rechnern. Innovativ und Microsoft um Längen voraus war auch die Next-Entwicklung von WebObjects, einer objektorientierten Entwicklungsumgebung für dynamische Webseiten. WebObjects war übrigens später bei Apple die technische Basis für die Entwicklung von iTunes, was wiederum die Grundlage für Apples digitales Vertriebskonzept von Musik, Videos, Podcasts und Apps darstellte.

Andere Next-Entwicklungen wie Display Postscript machten ein echtes WYSIWYG-Konzept erst möglich. Die Ergebnisse von fünf fruchtbaren Jahren der Next Inc. verhalfen also à la longue auch Apple wieder zu dem Status als Innovationsschmiede. Damit war Apple viel mehr als eine Alternative zu Microsoft. Apple stand synonym für Innovation. Ein Status, den Microsoft lange verloren hatte."