CeBIT: ERP-Anwender wollen CRM und Fertigungsfeinplanung

19.03.2007
Laut einer Studie wollen Firmen ihre betriebswirtschaftliche Software mit Kunden-Management-Lösungen und Methoden zur besseren Planung von Produktionsabläufen ergänzen. Gefordert werden ferner der Web-Zugriff sowie eine Outlook-Integration.

Eine vom Hamburger Beratungs- und Marktforschungsunternehmen Softselect sowie vom Softwareanbieter Alpha Business Solutions organisierte Studie spiegelt den Stand der Nutzung von ERP-Lösungen sowie Investitionsabsichten wider. Ausgewertet wurden hierzu Antworten von 120 Unternehmen unterschiedlicher Größe aus Industrie und Handel in Deutschland. ERP-Prozesse sind in fast allen der befragten Unternehmen eingeführt worden. Per Fragebogen und Telefoninterview hatten die Analysten im dritten und vierten Quartal 2006 sowie im ersten Quartal 2007 IT-Leiter, CIOs, Leiter der Organisation sowie IT-Bereichsleiter befragt. Mehr als die Hälfte der Firmen beschäftigt bis zu 200 Mitarbeiter. Der Umfrage zufolge sind Installationen mit einem bis 50 ERP-Nutzern ("Named User") am häufigsten vertreten. Mit 23 Prozent bildet die Größenklasse zwischen 51 und 100 Named Usern das zweitgrößte Segment.

Anforderungen an ERP-Lösungen

Gefragt wurde, was Unternehmen wichtig oder sehr wichtig ist (Mehrfachnennungen waren möglich).

. Anpassung an sich ändernde Geschäftsprozesse 100 Prozent

. Steigerung der Prozesseffizienz 94 Prozent

. die reibungslose Integration von zusätzlichen Anwendungen 87 Prozent

. die Modellierung/ Standardisierung der internen Prozesse 87 Prozent

. Senkung der Folgekosten 84 Prozent

. Web-Zugriff auf Anwendungen 66 Prozent

. hohe Skalierbarkeit 66 Prozent

. Unterstützung von Web-Services 62 Prozent

Fast alle der 120 Unternehmen verwenden bereits ein ERP-System. 62 Prozent wollen ihre ERP-Installation ergänzen. CRM-Module stehen dabei im Fokus. Interesse besteht ferner an Ergänzungen mit Personalwesen-, Lieferketten-Management- und an Business-Intelligence-Funktionen. Etwa die Hälfte der Betriebe liebäugelt mit einer Komponente zur Fertigungsfeinplanung (Advanced Planning & Scheduling, kurz APS). Laut Softselect stammen 52 Prozent der befragten Betriebe aus der Industrie und der Fertigung, was die Bedeutung für APS unterstreiche.

Die allermeisten Softwarelösungen folgen noch dem Client-Server-Prinzip. 57 Prozent der Betriebe haben sich noch gar nicht oder kaum mit ERP-II-Lösungen auseinandergesetzt. ERP II meint betriebswirtschaftliche Software, die auf Service-orientierten Architekturen aufsetzt und dafür ausgelegt ist, Prozesse über Unternehmensgrenzen hinweg zu gestalten. Ein Fünftel hat dagegen eine nach modernen Softwarekonzepten aufgebaute Business-Software eingeführt. Die Loyalität zum Hersteller ist endlich: Jedes fünfte Unternehmen kann sich auch vorstellen, die betriebswirtschaftliche Software komplett auszutauschen.

Unternehmen haben großen Bedarf an Software, die sich für wechselnde Geschäftsprozesse anpassen lässt. Hier stimmen alle befragten Firmen überein. Hauptziel dabei ist es, Prozesse effizienter zu gestalten und somit Kosten zu sparen. Hoch im Kurs stehen ferner Methoden, um bestehende Software im eigenen Hause sowie mit der IT von externen Firmen zu integrieren. Daher, so die Verfasser der Studie, verlangen 62 Prozent der Softwarenutzer eine Web-Services-Unterstützung.

Die Integration wird nicht nur für Backend-Prozesse gefordert: Fast die Hälfte der Unternehmen wünscht sich eine enge Kopplung mit Microsofts "Outlook". Gefragt sind ferner Möglichkeiten, ortsunabhängig auf das ERP-System zuzugreifen. 60 Prozent wünschen sich daher eine Lösung mit Web-Interface, was auch damit zusammenhängt, dass über die Hälfte der Unternehmen dezentral organisiert ist. Am größten ist der Bedarf nach Browser-Zugriff bei CRM-Lösungen. Für Abläufe im Rechnungswesen sind solche Oberflächen dagegen weit weniger gefragt.

Mietlösungen spielen in den Überlegungen der Firmen eher eine Nebenrolle. 18 Prozent halten dieses Nutzungsmodell für wichtig oder sehr wichtig. Nicht einmal zehn Prozent nimmt solche Offerten in Anspruch. Die Gründe dafür liegen an fehlenden Angeboten sowie an dem mangelnden Vertrauen in die Sicherheit. Viele können sich nur schwer vorstellen, Unternehmensdaten einem Dienstleister zu übergeben.

Offenbar ist ein großer Teil der ERP-Anwender der Meinung, die Einführung von Standardsoftware habe sich gelohnt. Bei 23 Prozent der Firmen wurden die Erwartungen übertroffen. Jedes zehnte Unternehmen gab hingegen an, mit der Installation nicht den erhofften Nutzen erreicht zu haben. Mit Hilfe der ERP-Software gelang es 41 Prozent der Betriebe, die Kosten um bis zu 10 Prozent zu senken. Weitere 37 Prozent der Befragten taxieren die Kostenvorteile auf zehn bis 25 Prozent. Mehr haben jedoch nur sechs von hundert Organisationen erreicht.

Neben geringeren Kosten ließ sich bei jedem fünften Unternehmen mittels ERP-Software auch eine höhere Produktivität auf Mitarbeiter-, Produkt- oder Prozessebene erreichen. Ebenso viele nannten eine zügigere Auftragsbearbeitung als Vorteil der Produkteinführung. Jeweils 16 Prozent gaben an, ihre Produkt- und Dienstleistungsqualität, Kundenzufriedenheit und Flexibilität gesteigert zu haben.

Diese Ergebnisse erstaunen insofern, weil nur eine Minderheit bei der Einführung Werkzeuge eingesetzt hat, um die Prozesse im Unternehmen zu harmonisieren (43 Prozent). Von diesen hatte jeder dritte Betrieb ein Tool, um Geschäftsabläufe zu dokumentieren. Über die Hälfte dagegen richtete die Lösung ohne jegliche Hilfsmittel ein. Die verwendeten ERP-Werkzeuge stammen meistens vom Softwarelieferanten. Etwa 37 Prozent der Firmen griffen hierzu auf externe Berater oder Dienstleister zurück. (fn)