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"FarmVille"-Macher

Zynga kurz vor Börsengang

26.05.2011
Das Börsenfieber in der Internet-Branche steigt.

Ende Juni will angeblich auch der "FarmVille"-Erfinder Zynga eine Aktienplatzierung ankündigen. Eine Milliarden-Bewertung gilt als sicher.

Von virtuellem Gemüse zu echten Milliarden: Der "FarmVille"-Anbieter Zynga steht laut US-Berichten vor dem Sprung an die Börse. Die Spiele-Firma wolle Ende Juni einen Börsengang auf den Weg bringen, berichtete die Finanznachrichtenagentur Bloomberg am Mittwoch. Das Fachblog "All Things Digital" sprach sogar von dieser oder kommenden Woche.

Die Millionen Online-Spieler, die virtuelle Bauernhöfe betreiben oder in "CityVille" an einer Stadt basteln, dürften Zynga eine üppige Milliarden-Bewertung bescheren. Der Wert des Unternehmens wurde bereits zuvor auf acht bis zehn Milliarden Dollar geschätzt - und könnte bei einem Börsengang noch höher angesetzt werden.

Allein beim weltgrößten Online-Netzwerk Facebook hat Zynga laut den Marktforschern von AppData knapp 250 Millionen aktive Spieler im Monat. Die Games sind zwar kostenlos, aber für etwas Geld kann man sich zusätzliche Artikel oder Spielefortschritte kaufen. Trotz der kleinen Beträge ist es ein lukratives Milliardengeschäft.

Zynga soll im vergangenen Jahr bei 850 Millionen Dollar Umsatz rund 400 Millionen Dollar Gewinn gemacht haben. Im Börsenprospekt würden "noch viel robustere Zahlen" auftauchen, schrieb "All Things Digital" unter Berufung auf informierte Kreise. Zynga habe sich mit Bankern von Morgan Stanley und Citygroup getroffen, um die Unterlagen für einen Börsengang vorzubereiten, berichtete Bloomberg.

Zynga beschäftigt inzwischen 1500 Mitarbeiter in sechs Ländern. Das Unternehmen wurde mit seinem schnellen Wachstum schon lange als Börsenkandidat gesehen. Die aktuelle Börseneuphorie könnte die Entscheidung nun beschleunigt haben. Vergangene Woche zeigte die Aktienplatzierung des größten beruflichen Online-Netzwerks LinkedIn, wie heiß Investoren auf Internet-Aktien sind.

LinkedIn konnte den Börsenwert gleich am ersten Tag mehr als verdoppeln. Aktuell bringt es rund neun Milliarden Dollar auf die Waage. Die Alteigentümer von LinkedIn nahmen bei dem Börsengang insgesamt über 400 Millionen Dollar ein - und sitzen jetzt zudem auf milliardenschweren Aktienpaketen. An diesem Dienstag landete auch die russische Internet-Suchmaschine Yandex einen Milliarden-Börsengang. Die Nummer eins des Landes erlöste bei der Aktienplatzierung in den USA 1,3 Milliarden Dollar. Die Aktie stieg am ersten Tag um gut 55 Prozent, was dem Google-Konkurrenten einen Marktwert von über zwölf Milliarden Dollar beschert.

Der ultimative Internet-Börsengang wird jedoch für Mai 2012 erwartet: Dann könnte Facebook seine Aktien platzieren. Mit seinen 600 Millionen Kunden und soliden schwarzen Zahlen wird dem weltgrößten Online-Netzwerk schon jetzt ein Wert von bis zu 80 Milliarden Dollar zugestanden. Scharf sind Anleger auch auf Aktien der Schnäppchen-Website Groupon, die ebenfalls mit Milliarden bewertet wird.

Der furiose LinkedIn-Börsengang schürte zugleich die Angst vor einer neuen Internet-Blase. Ende der 90er Jahre trieben Anleger die Kurse von Internet-Aktien immer höher. Viele Firmen hatten aber kein tragfähiges Geschäftsmodell. Als die Blase schließlich platzte, wurden an der Börse viele Milliarden vernichtet. (dpa/tc)