MDT-Verbund bei der Osram GmbH, München

Zwischenstufe zum Dialog

10.09.1976

Fünf System-Konzeptionen standen bei der Osram GmbH, München, zur Diskussion, als es vor zweieinhalb Jahren darum ging, ein neues rechnergesteuertes Auftrags-Entwicklungs-Verfahren für elf Osram-Verkaufsbüros, vier Regional- und zwei Zentrallager zu entwickeln: Dauernde Online-Verarbeitung, dezentrales Computing ("Distributed Intelligence"), ferner eine billige Primitivlösung mit Datenträger-Austausch (im Osram-Sprachgebrauch: "Poor Man Solution"), schließlich "Einfach-Batch" und "Multi-Batch". Osram entschied sich für den letzteren Weg, einer "Zwischenstufe zum Dialog".

Der ständige Online-Anschluß von Remote-Terminals (Lösung 1) erschien zu teuer (Software-Entwicklungskosten, zusätzliches zentrales Equipment); Verarbeitung vor Ort (die zweite Möglichkeit) war ebenfalls zu kostspielig; dezentrale Erfassung mit anschließendem Datenträger-Versand als zu langsam verworfen - blieb eine Batch-Lösung. Wozu relevant ist, daß sich "Einfach-Batch" und "Multi-Batch" im Osram-Verständnis nur dadurch unterscheiden, ob von entfernten "Input-/Output-Stationen" gesendete Daten im Zentralrechner nur einmal oder mehrmals am Tag stapelweise verarbeitet werden.

Bei dem renommierten Glühlampen-Hersteller (Werbeslogan: "Hell wie der lichte Tag") entschied man sich - wie erwähnt - für die Mehrfach-Batchverarbeitung: Alle Inlandsaufträge werden dezentral über 18 Triumph/Adler-Terminals (Modell TA 1000) erfaßt und zweimal täglich per DFÜ via Postwählleitungen zur maschinellen Disposition an das zentrale Rechenzentrum in München gegeben (Grafik 1), das mit zwei Siemens-Anlagen (7730 mit 256 KB und 4004/150 mit 396 KB) ausgestattet ist. Die DE-Terminals verfügen jeweils über 4 oder 8 K Kernspeicher, eine Kassette sowie wahlweise Typenhebel- oder

Nadeldrucker. Die Dispositionsergebnisse werden - wiederum per Datenfernübertragung - an die Lager transferiert, dort auf Kassette zwischengespeichert und in Form von Lieferscheinen ausgedruckt (Grafik 2).

Ausgangspunkt für den Terminal-Verbund war die Reorganisation des Verkaufs: Es bestanden zu viele Außenstellen. Anfang 1974 begann man - nachdem die Geschäftsleitung grünes Licht gegeben hatte - mit der Planung des Verbundsystems. Dazu Werner Hartwig, Direktor des Bereiches Rechen- und Informationszentrum der Osram GmbH: "Erste Untersuchungen in Sachen 'Dezentrale Auftragsdaten-Erfassung' gab es zwar bereits in den Jahren 69 und 70 - doch damals waren bei uns die organisatorischen und auf Seiten der Hersteller die technischen Voraussetzungen nicht gegeben."

24-Stunden-Zyklus

Die Forderungen des Verkaufs standen darin, daß jeder Auftrag - vom Zeitpunkt des Eingangs bis zu seiner Auslieferung - in einer bestimmten Zeit durchgeschleust werden mußte. Weitere Prämisse: Das System möglichst kostengünstig hinzustellen. Dabei war es - wie Hartwig erklärt - keineswegs so, daß bei der Vorstudie von einem bestimmten monatlichen Mietbetrag ausgegangen werden mußte, was zwangsläufig die Hardware-Alternativen eingeschränkt hätte. Daß dann "Mittlere Datentechnik" bestellt wurde, lag nicht ausschließlich an den Kosten. Das OSRAM-Konzept beinhaltet darüber hinaus die Erfassung - unabhängig von der Zentrale - und gerade so viel Intelligenz vor Ort, daß Plausibilitätsprüfungen durchgeführt werden können", um möglichst saubere Daten im Rechenzentrum zu empfangen". Hartwig: "Dafür sind MDT-Systeme die adäquate Hardware."

Interessant die weitere Vorgeschichte: Von Januar bis Juni 1974 wurde zunächst die fünf unterschiedlichen "Philosophien" durchgespielt; bis 11.00 Uhr beziehungsweise 15.30 Uhr - läuft die "Dispo".

Nach halbjähriger Erfahrung mit seiner DFÜ-Anwendung mit MDT-Systemen ist Werner Hartwig durchaus zufrieden: "Sicherlich gibt es elegantere und schnellere Lösungen, aber wohl kein wirtschaftlicheres System."

Zu diesen Zeiten wird übertragen:

10.00 bis 10.30 Uhr 1. Anschaltzeit

12.00 bis 13.00 Uhr Rückübertragung der Lieferscheine

15.00 bis 15.30 Uhr 2. Anschaltzeit

Die Rückübertragung der "Nachmittags-Sendungen" wird am nächsten Morgen nach 6.00 Uhr durchgeführt.

Jeweils unmittelbar nach dem Abschalten der Datenstationen - also ab Ende 74 dann an der Feinkonzeption herumgebastelt. Gleichzeitig erfolgte eine Ausschreibung, in die insgesamt 15 Hersteller einbezogen werden.

Anschalttest bestanden

Im Frühjahr 1975 fiel dann die Entscheidung für Triumph-Adler. Da besonders die DFÜ als problematisch angesehen wurde, bestand man auf Anschalttests. Diese Vorsichtsmaßnahme hat sich in der Installationsphase - das System wurde von September 75 bis April 76 stufenweise eingeführt - voll bewährt: "Es gab kaum Anlaufschwierigkeiten." Was durchaus nicht selbstverständlich sei, wenngleich sich OSRA gegen DFÜ-Schwierigkeiten bestens abgesichert habe: "Um absolute Kompatibilität zu erzwingen, wurde die Schnittstelle zu unseren Siemens-Systemen exakt definiert. Daran hatte sich der Terminal-Hersteller zu orientieren", erläutert Hartwig.

Die Datenübertragung (bit-seriell) erfolgt halb-duplex im Synchron-Verfahren mit 2400 Baud, wobei das Siemens-Programm AMS 1, das Bestandteil der BS-1000-TP-Software ist, die Leitungssteuerung übernimmt. Übertragungsprozedur ist MSV 1.

Doppelte Sicherheit

Das zentrale Benutzerprogramm-System MEDI-RL (Mechanische Auftragsabwicklung für Fertigungserzeugnisse ab Regionallager) wurde Osram-intern programmiert, die Terminalprogramme stammen von Triumph/Adler. An DFÜ-Hardware gibt es - den Postmodems D 2400 S auf der Rechnerseite nachgelagert - zwei unschaltbare DÜSTs (Datenübertragungs-Stationen) mit Pufferfunktion, die direkte Leitungsverbindungen zu beiden Zentraleinheiten haben. Dadurch ist sichergestellt, daß jedes Terminal seine Messages zu den festgelegten "Sendeterminen" abgeben kann. Dafür bestehen fünf anwählbare Hauptanschlüsse oder "Service-Stationen" - wie sie Osram-intern heißen.