Arbeitgeber bleiben auch 2022 gefordert

Zwischen KI und Krisenmanagement

21.01.2022
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Auch dieses Jahr wird für Arbeitgeber herausfordernd: Einerseits herrscht Krisenmanagement vor dem Hintergrund der Pandemie, andererseits dürfen Themen wie KI und Diversität nicht vernachlässigt werden, will man bei Bewerbern als modernes Unternehmen punkten.
Personaler hoffen, dass KI und Roboter ihnen einiges an Arbeit abnehmen, damit sie sich stärker um "weiche" Themen wie Unternehmenskultur und Diversität kümmern können.
Personaler hoffen, dass KI und Roboter ihnen einiges an Arbeit abnehmen, damit sie sich stärker um "weiche" Themen wie Unternehmenskultur und Diversität kümmern können.
Foto: Alexander Limbach - shutterstock.com

Das sogenannte Re-Boarding steht für viele Unternehmen im Jahr 2022 ganz oben auf der Agenda, ist Sven Hennige, Senior Managing Director Central Europe beim Personaldienstleister Robert Half überzeugt: "Es geht darum, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen nach der pandemiebedingten Kurzarbeit oder langen Home-Office-Phasen wieder in die Arbeitsabläufe vor Ort zu integrieren", wobei vor allem die soziale Komponente nicht zu ignorieren sei. Denn, so Hennige, die individuellen Bedürfnisse und die Lebensplanung der Beschäftigten dürften sich in den vergangenen Monaten bei einigen Mitarbeitern verändert haben.

Alles auf Neu im Büro

"Auch eine mögliche psychische Belastung durch die Pandemie und die Umgewöhnung mit Blick auf neue Arbeitsprozesse im Büro sind zu berücksichtigen", gibt der Robert-Half-Manager zu bedenken. Zum Beispiel in Bezug auf Kommunikationswege, wenn Teile der Belegschaft sowohl im Büro als auch weiterhin zu Hause arbeiten. Auch die Zusammenarbeit als Team beginne wieder von vorne. "Manch neue Kollegen sind das erste Mal im Büro und kennen die Teammitglieder noch nicht persönlich", analysiert Hennige. Für den Start eigneten sich deshalb Einarbeitungspläne, die zur Eingewöhnung unter neuen Bedingungen helfen können.

Die Personalabteilungen dürften sowieso im Dauerstress sein, denn sie übernehmen mittlerweile "ein immer komplexeres und breiteres Aufgabenfeld", beobachtet der Personalprofi Hennige. Personaler seien inzwischen nicht mehr nur für das Recruiting zuständig, sondern übernähmen die strategische Beratung und das Krisenmanagement. Daher werde künftig künstliche Intelligenz (KI) bei der Suche nach geeigneten Bewerbern eine unterstützende Rolle spielen.

KI könne beispielsweise Termine für Bewerbungsgespräche koordinieren und bereits formale Anforderungen in den Unterlagen prüfen und so den Kandidatenkreis festlegen. Inzwischen gibt es spezielle Software, die Fragen für anschließende Bewerbungsgespräche entwickelt. Eine KI ist auch in der Lage, Videos von Bewerbern zu analysieren und Persönlichkeitsprofile zu erstellen.

Mehr Fairness durch KI

Es gehe aber nicht nur um Zeitersparnis, so Hennige. KI solle "Bewerbungsverfahren bestenfalls auch fairer machen", so der Anspruch. Denn: Menschen seien nicht immer vorurteilsfrei. Eine gut programmierte KI könnte auf einer passenden Datenbasis entscheiden, ob ein Bewerber anhand seiner fachlichen Skills geeignet sei. "Die Entscheidung richtet sich dann zum Beispiel nicht danach, ob es sich bei dem Bewerber um einen Mann oder eine Frau handelt", kommentiert Hennige. Letztlich sei entscheidend, dass sich HR-Mitarbeiter bei immer mehr zu erledigenden Aufgaben wieder stärker der Betreuung der Mitarbeiter widmen können.

Neu ist es nicht, dass sich Unternehmen die Themen Diversität, Inklusion und Antirassismus auf die Fahne schreiben. Allerdings haben sie erkannt, dass es dabei nicht bei einem Lippenbekenntnis bleiben darf. Vor diesem Hintergrund widmen sich Firmen künftig verstärkt der Umsetzung von Maßnahmen.

Pflichtaufgabe Diversität und Inklusion

Die aktuelle Arbeitsmarktstudie von Robert Half zeigt, dass 60 Prozent der befragten Unternehmen in Deutschland Lebensläufe mit anonymisierten Daten nutzen. Knapp die Hälfte aller Firmen bieten Fortbildungs- oder Schulungsmaßnahmen an, die sich mit Vielfalt, Inklusion und Gerechtigkeit befassen. Und nahezu ein Viertel der Befragten bestätigen, dass sich durch die stärkere interne Förderung von Vielfalt und Chancengleichheit die Arbeitskultur verbessert hat.

"Geschlechterrollen, Diskriminierung oder Stereotypen haben in einer modernen Arbeitswelt keinen Platz mehr", fordert der Robert-Half-HR-Experte. Das hätten viele Unternehmen erkannt und machten sich verstärkt Gedanken, mit welchen Maßnahmen sie Diversität gezielt fördern können. Dadurch entwickele sich eine immer offenere Unternehmenskultur, die sich am Ende auszahle. Schließlich steigert das die Attraktivität für potenzielle Bewerber.