Telekom gibt sich zugeknöpft

Zwischen Deutschland und USA via Internet telefonieren

18.07.1997

Die Mutmaßungen um einen geplanten Pilotversuch der Telekom in Sachen Internet-Telefonie sind um so erstaunlicher, als der Carrier zu Jahresbeginn betont hatte, sich noch nicht auf diese Weise engagieren zu wollen. Als Begründung wurden damals die Netzüberlastung und die fehlenden Bandbreiten angegeben.

Ein Problem, das, so vermuten Branchenkenner angesichts der Spekulationen über einen Test, die Telekom-Forscher in Darmstadt mit der Entwicklung neuerer Kompressionsalgorithmen in den Griff bekommen haben könnten. Daß ein möglicher Pilotversuch dabei die Verbindung Deutschland-USA umfassen könnte, erscheint aus einem anderem Grund plausibel: Gemeinsam mit ihrem amerikanischen Partner Sprint, der unter dem Namen Sprintlink einen Teil des US-Internet-Backbones unterhält, verfügt die Telekom im Backbone über genügend Bandbreite, um auch transatlantische Internet-Telefoniedienste zu realisieren, zumal der Carrier Teile dieser Struktur bereits auf ATM umgestellt habe beziehungsweise umstelle. Hinter vorgehaltener Hand wird ein Internet-Minutenpreis von 24 Pfennig gegenüber 1,44 Mark im klassischen Telefonnetz genannt.

Ein Sprecher der Telekom wollte die Spekulationen über einen Pilotversuch zur Internet-Telefonie weder bestätigen noch dementieren. Er teilte lediglich mit, daß die Telekom jeden interessanten Markt genauer betrachten werde. Daß hierzu auch die Alternativen zum klassischen Telefonieren gehören, scheinen Äußerungen von Telekom-Chef Ron Sommer zu demonstrieren.