Kooperation von Wissenschaft und Praxis

Zwischen Bachelor, Bologna und Berufserfahrung

12.05.2010
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Praxisorientierte Zusammenarbeit von Unternehmen und Universitäten erleichtert Studierenden den Berufseinstieg.

Durch das abgestufte Studiensystem und die im Rahmen des Bologna-Prozesses beschlossene Einführung des Bachelor-Abschlusses hat sich die Studiendauer auch in den IT-Fächern deutlich verkürzt. Der vor zehn Jahren von den europäischen Bildungsministern beschlossene Bologna-Prozess hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2010 nicht nur einen einheitlichen europäischen Hochschulrahmen zu schaffen, sondern auch die Berufsqualifizierung der Absolventen zu forcieren.

Stephan Cord, Computacenter: 'Es fehlt die Fähigkeit, strukturiert ein Vorhaben zu planen.'
Stephan Cord, Computacenter: 'Es fehlt die Fähigkeit, strukturiert ein Vorhaben zu planen.'

Der durch die Verkürzung der Studiendauer entstandene Zeitdruck löst jedoch nicht nur bei vielen Studierenden Stress aus, sondern ist auch in den Unternehmen zu spüren. Eine Kernanforderung von IT-Unternehmen an studierte Fachkräfte ist beispielsweise die Fähigkeit, Projekte zu managen: "Wir haben beobachtet, dass zwar mehr als die Hälfte der Absolventen über das theoretische Projektwissen verfügt", berichtet Stephan Cord, Director Projectmanagement beim IT-Dienstleister Computacenter. "Aber es fehlt oftmals die praktische Fähigkeit, strukturiert ein Vorhaben zu planen, kommunikativ zu begleiten sowie sich selbst und das Team zu organisieren." Gerade die Softs Skills kämen im verkürzten Studium oft zu kurz, seien jedoch in der IT-Branche sehr wichtig. "Auch Verhandlungsstrategien oder die Wahl der geeigneten Projektmethodik sind längst nicht allen Berufseinsteigern geläufig", so Cord.

Um die von Unternehmen geforderte Beschäftigungsfähigkeit schon in der Ausbildung zu schaffen, sind in den vergangenen Jahren zahlreiche Kooperationen zwischen Hochschulen und Wirtschaft entstanden. So beteiligt sich Computacenter an der praxisnahen Ausbildung der Studierenden etwa in Form von Workshops, die der IT-Dienstleister zusammen mit Universitäten organisiert.

Der Ansatz zeichnet sich vor allem durch die aktive Einbindung der Studenten aus. In diesen Veranstaltungen sollen Studierende der Informatik sowie der Wirtschafts- und Naturwissenschaften mit Interesse an Projekt-Management sowie einer gewissen IT-Affinität in Gruppenarbeit auf die Herausforderungen in der Praxis vorbereitet werden. Auf dem Stundenplan stehen Themen wie Kriterien für ein erfolgreiches Projekt-Management, Umgang mit Eskalationsszenarien oder strategische Projektplanung. Der 23 Jahre alte Tobias Obst, Student der Betriebswirtschaft an der Universität Regensburg, hat an einem solchen zweitägigen Workshop teilgenommen: "Der Workshop war eine gute Mischung aus Wissensvermittlung und Übungen, in denen das Gelernte angewandt werden konnte. Mir ist jetzt viel bewusster, welche Anforderungen an Projekt-Manager gestellt werden." Michael Alber, Student der Wirtschaftsinformatik an der Uni Regensburg, ergänzt: "Wir erhielten im Workshop gute Handlungsempfehlungen für Konfliktsituationen, die im Rahmen von IT-Projekten auftreten können."

Auch Günther Pernul, Professor am Fachbereich Wirtschaftsinformatik der Universität Regensburg, hat sich an einem Uni-Workshop beteiligt: "Aus meiner Sicht ist es wichtig, Studierenden einen frühen Einstieg und Kontakt mit potenziellen Arbeitgebern zu ermöglichen. Die Akzeptanz unserer Studierenden nach der Veranstaltung bestätigt, dass dieses Format einen wichtigen Baustein in einer praxisorientierten Ausbildung darstellt.