Zweiter Fruehling fuer einen DB-Klassiker Borland hat Auslieferung von Dbase fuer Windows begonnen

02.09.1994

LANGEN (CW) - Die deutsch- und englischsprachige Version von "Dbase 5.0 fuer Windows" ist nun zeitgleich verfuegbar, wie die Borland GmbH mitteilt. Die unter DOS zum De-facto-Standard avancierte PC-Datenbank soll laut Hersteller einen reibungslosen Uebergang auf objektorientierte Technik und Client-Server- Umgebungen ermoeglichen.

Ob Dbase den bei DOS-Anwendern erzielten Erfolg auch unter Windows fortsetzen kann, wird sich zeigen. Die Portierung der Datenbank hat nach Ansicht zahlreicher Analysten zu lange gedauert und trifft nun auf einen Markt, in dem sich bereits namhafte Konkurrenten etablieren konnten. Borland setzt jedoch - wahrscheinlich nicht zu Unrecht - auf die Geduld seiner DOS- Gemeinde. Immerhin soll es laut Computer Intelligence Info Corp. einschliesslich der Unix- und VMS-Versionen insgesamt etwa 15 Millionen Anwender geben, von denen der Hersteller einen grossen Teil als potentiell migrationswillig einstuft.

Zweigleisige Datenbankentwicklung

Dafuer lockt der Klassiker auch mit einigen Innovationen. Release 5.0 stellt dem Anwender sogenannte Two-way-Tools zur Verfuegung, die eine zweigleisige Datenbankentwicklung erlauben: Es laesst sich zwischen dem "Visual Designer" und dem objektorientierten Dbase- Sourcecode wechseln. Ausserdem unterstuetzt Dbase ein ereignisgesteuertes Objektmodell, das die Vorteile der Objektorientierung wie Vererbung, Polymorphie und Kapselung nutzt, ohne dem Anwender eine allzu lange Einarbeitungsphase zuzumuten (siehe dazu auch CW 27 vom 8. Juli 1994, Seite 11). Unter der neuen Plug-and-play-Architektur versteht Borland die Integration von Windows-Funktionen und externen Tools in die Applikationsentwicklung mit Dbase. Beispiele dafuer sind VBX- Controls (Visual-Basic-kompatibel), Custom Controls (CC), die in Dbase erstellt werden koennen sowie DLL-Dateien und Add-on-Tools von Drittherstellern.

Eine Sammlung von 27 VBX-Controls bietet Borland im "Visual Solution Pack 1.1" an, das jedoch extra verkauft wird. Sie lassen sich via Plug-and-play wie Dbase-Funktionen nutzen, wobei unter anderem Werkzeuge fuer Notizbuch, Textverarbeitung, Tabellenkalkulation oder Kommunikationsschnittstellen zur Verfuegung stehen.

Ganz im Sinne seiner Produktstrategie positioniert Borland auch Dbase fuer Windows als Upsizing-Loesung fuer den Client-Server-Markt. Zur Integration in diese Umgebung verwendet Dbase eine Engine, mit der sich Daten von SQL-Servern wie der hauseigenen Interbase oder von Sybase, Informix, Oracle beziehungsweise DB2 nutzen lassen. Auch ODBC-kompatible Datenquellen werden angezapft. Ab September steht unter der Bezeichnung "SQL Links 2.0 fuer Windows" ein Treiberpaket zur Verfuegung, mit dem sich sowohl Dbase als auch Paradox-Clients und SQL-Server verbinden lassen. Dbase selbst ist laut Borland zu einem Strassenpreis von rund 950 Mark im Handel erh"ltlich, das Upgrade kostet einschliesslich Handbuch 350 Mark. Das Solution Pack wird fuer 230 Mark angeboten.