"Zweistelliges Wachstum ist Bedingung"

10.02.2006

Mit Joseph McGrath, seit einem Jahr CEO bei Unisys, sprach CW-Redakteurin Sabine Prehl.

CW: Mr. McGrath, Sie wollen weltweit zehn Prozent der Belegschaft abbauen. Wo sollen die Stellen gestrichen werden?

McGrath: Es geht im Wesentlichen um drei Bereiche. Zum einen die Forschung und Entwicklung in nicht strategischen Geschäftsfeldern, das betrifft vor allem die USA. Zweitens werden wir weltweit in Verwaltung, Finance und IT Stellen abbauen und uns drittens - ebenfalls weltweit - im Bereich Services Delivery von Experten trennen, die nicht über die Skills verfügen, die wir künftig brauchen. Zehn Prozent klingt viel. Aber jedes durchschnittliche IT-Unternehmen verliert jedes Jahr zehn bis 15 Prozent seiner Belegschaft durch natürliche Fluktuation.

CW: Mit Ihrer neuen Strategie setzen Sie verstärkt auf Open Source, Microsoft-Anwendungen, Echtzeit-Infrastruktur und Security. Worauf gründet sich die Auswahl?

McGrath: Die Bedingung war, dass diese Segmente Analysten zufolge weltweit um mindestens zehn Prozent wachsen. Der Open-Source-Markt soll sogar um 20 Prozent zulegen. Vor allem Regierungen und Behörden, TK-Anbieter und Transportunternehmen, also Branchen, in denen wir viele Kunden haben, setzen auf das freie Betriebssystem.

CW: Gleichzeitig bieten Sie Ser- vices im Microsoft-Umfeld an …

McGrath: An Microsoft kommt keiner vorbei, das bleibt für uns ein wichtiges Thema. Aber Microsoft kann den Open-Source-Einfluss nicht mehr ignorieren, deshalb öffnen sie jetzt das Backend mit Office 12. Das wird die Integration und Skalierbarkeit von Open-Source-Anwendungen deutlich verbessern.

CW: Auch IT-Sicherheit war schon immer ein wichtiges Standbein von Unisys. Was sind hier derzeit zentrale Themen?

McGrath: Vor allem Cyber-Security. Die US-Regierung sieht im Cyber-Terrorismus eine größere Bedrohung als durch nukleare, biologische und chemische Waffen. Zudem wird RFID in diesem Jahr den Durchbruch erleben.

CW: Inwiefern ist RFID ein Sicherheitsaspekt?

McGrath: Wenn Ware beispielsweise von einer Fabrik in Pakistan per Laster zum Hafen verfrachtet wird, ist der nächste Stopp nicht der Zielort - etwa New York. Nein, die Lieferung wird vorher zahlreiche Male umgeladen, erst in Karachi, dann in Sri Lanka, dann in Kanada ... Die Nachverfolgung von Produkten und Services über die gesamte Lieferkette per RFID und Mobilfunk wird in Zeiten der Globalisierung immer wichtiger.

CW: Unisys erzielt viel Umsatz mit Outsourcing. Werden Sie Ihre Offshore-Aktivitäten aus- bauen?

McGrath: Auf jeden Fall. Das Global Delivery Model ist heutzutage ein entscheidender Faktor für den Erfolg eines Unternehmens. Allerdings haben einige unserer Kunden Bedenken gegen die Verlagerung ins Ausland. Daher wollen wir mehr Niederlassungen in Lowcost-Ländern gründen, die ihre Leistungen für die lokalen Märkte erbringen.